Sommer gibt den Kampf verloren
Auf einem IG-Metall-Kongress in Berlin erklärte Michael Sommer am 26.10., die Gewerkschaften hätten ihr Ziel, die "Meinungsführerschaft" der Neoliberalen in den Medien, Verbänden und Wissenschaften zu brechen, nicht erreicht. "Wir stehen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung ziemlich weit hinten", erklärte er und meinte, das ließe sich ändern, wenn "die Gewerkschaften ihre Stellung in den Betrieben und ihre Glaubwürdigkeit nutzten, um ihren Positionen Nachdruck zu verleihen". (FR, 27.10.04)
Ihre Stellung in den Betrieben verspielen manche Gewerkschaften mit
Nachdruck, wenn sie sich so verhalten, wie die entscheidenden IG-Metall-Funktionäre
im Hauptvorstand und im Opel-Gesamtbetriebsrat es gegenüber den KollegInnen
bei Opel Bochum getan haben. Und viele solcher Vorfälle führen
dazu, dass es für "die Gewerkschaften" zur Zeit nicht einfach darauf
ankommt, "ihre Glaubwürdigkeit" zu nutzen - sie müssen erst mal
wieder Glaubwürdigkeit gewinnen.
Tun sie das etwa, wenn sie sich die Verteidigung der Flächen-Tarifverträge
für einen "Mitglieder-Bonus" (Gewerkschaftsmitglieder kriegen vom
Unternehmer ein Handgeld, das Nicht-Mitgliedern versagt bleibt) abkaufen
lassen, wie das jetzt die IG Metall in Nordrhein-Westfalen zu praktizieren
beginnt?
Ganz sicher wird der insgesamt völlig unzureichende Einsatz des
DGB im Kampf gegen die Agenda 2010 nicht zur Gewinnung von Glaubwürdigkeit
beitragen. Genau diesen Kampf gab Sommer am 26.10. ausdrücklich verloren:
"Eine große Koalition aus SPD, Grünen und Union hat die umstrittene Arbeitsmarktreform beschlossen, daran erinnerte Sommer am Dienstag in Berlin auf einem IG-Metall-Kongress über Alternativen zur herrschenden Politik. "Wir haben die Auseinandersetzung verloren", bekannte er. Daher müsse Priorität haben, gravierende Einschnitte wie die Zumutbarkeitsregeln zu entschärfen. Hier sei Bewegung möglich, meinte Sommer, der sich gegen Rufe nach einem fundamentalen Widerstand gegen Rot-Grün wandte." (FR)
So werden wir unseren Widerstand auch gegen den Willen der DGB-Führung entwickeln und organisieren müssen.
(D.L.)