Kommentar

Terrorismus gebiert Terrorismus

Demokratie sollte der Krieg den Irakern bringen, Freiheit vom Diktator Hussein, der zuvor jahrzehntelang sein Volk – lange Zeit mit deutscher und US-amerikanischer Unterstützung – drangsaliert hatte. Doch wieder einmal erwiesen sich „Freiheit“ und „Demokratie“ im Munde der Mächtigen als leere Phrasen, als Nebelgranaten, die den Blick vor den eigentlichen Interessen der Angreifer verstellen sollten. Dass diese eher in Dallas, Denver und Detroit, also beim Big Business von Öl und Auto zu suchen sind, hat sich hierzulande längst rumgesprochen und braucht daher hier nicht weiter ausgeführt werden.

Weniger wird allerdings über den ungeheuerlichen Preis gesprochen, den die Iraker für diesen Kreuzzug eines bekennenden christlichen Fundamentalisten zu bezahlen haben: Über 100.000 Tote Zivilisten, zerstörte Kraftwerke, Schulen, Krankenhäuser, Museen und Bibliotheken. Dazu Besatzer, die mit aufgepflanztem Bajonett gegen demonstrierende Arbeitslose vorgehen, die in ihren Gefängnissen foltern und beim Kampf gegen Aufständische ohne jede Rücksicht auf Zivilisten vorgehen, wie zuletzt in Falludscha.

Und während uns Bush, der seine Wiederwahl vor allem den Stimmen der US-amerikanischen christlichen Rechten zu verdanken hat, jenem eifernden Millionenhaufen frömmelnder Heuchler, denen der Kampf gegen Abtreibung und Homosexualität allemal wichtiger ist, als jener gegen die in „God's own country“ grassierende Armut, weismachen will, das alles diene dem Kampf gegen islamistischen Fundamentalismus, erweist er sich in Wahrheit als dessen eifrigster Förderer.
Die Invasoren haben nicht nur verschiedene reaktionäre islamische Kräfte in ihre provisorische Regierung aufgenommen. Vor allem stärkt ihr Feldzug die islamistischen Kräfte im Lande, die ihre bewaffneten Aktionen nicht nur gegen die Besatzer richten, sondern zugleich ein Klima des Terrors gegen säkulare Kräfte und vor allem Frauen aufbauen. Im gerade zu Ende gegangen Fastenmonat Ramadan habe der Terror ein bisher nicht gesehenes Niveau erreicht, berichtet die Organisation für die Freiheit der Frauen im Irak. Unverschleierte Frauen würden mit dem Tode bedroht, christliche Frauen entführt, vergewaltigt und als Sklavinnen verkauft, Studentinnen zusammengeschlagen, weil sie Jeans tragen. Das ist der Fortschritt, den Schröders „zivilisierte Welt“ dem Irak zu bieten hat.

       (wop)