Kommentar

Der nächste Krieg

Während in Kiel einstige Gewerkschaftslinke zur Wahl der Parteien des Kriegskabinetts aufrufen und zu Ratsherren und Aufsichtsräten konvertierte ehemalige Rüstungskonvertierer linke Kriegsgegner per Gesichtskontrolle aussortieren (man kennt sich halt noch), geht auf der Kröger-Werft in Schacht-Audorf bei Rendsburg der erste von zwei Einsatzgruppenversorgern seiner Vollendung entgegen. Für den übernächsten Krieg.

Für den nächsten wird er wohl nicht mehr rechtzeitig werden. In Montenegro, wo die Bundesregierung v.a. seit dem Angriff auf Jugoslawien die Separatisten nach Kräften hätschelt und zur Lostrennung ermuntert, wurde bereits die DM als offizielle Währung eingeführt (ebenso übrigens, wie in Bosnien und im Kosovo). Im benachbarten Albanien bereiten Hilfsorganisationen bereits Lager für Flüchtlinge vor. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs wird für das Frühjahr gerechnet.

Schuld wird natürlich Milosevic haben. Genauso, wie er neulich Schuld daran hatte, dass Tausende von Albanern nach Mitrovica zogen, um für die Vertreibung der Serben, die in der kosovarischen Stadt noch leben, zu demonstrieren. Die nachfolgenden Unruhen, die albanischen Heckenschützen, ehemalige UCK-Kämpfer, die sich in den serbischen Teil der geteilten Stadt schlichen, um von dort auf französische Soldaten zu schießen, all das war natürlich nur ein Komplott Belgrads. Und so war es vollkommen logisch, dass US-amerikanische und deutsche Einheiten serbische Wohnhäuser nach Waffen durchsuchten. Ist ja auch vollkommen klar, dass man für soetwas die am meisten verhassten nationalen Kontingente auswählt, zumindest, wenn man weiter provozieren und auch noch die letzten Serben aus den Kosovo vergraueln will.

Die große Anstrengung, mit der ehemalige Linke die aktuellen Vorgänge auf dem Balkan und alle Informationen über die Verbrechen der NATO verdrängen, und die Tatsache, dass diese Verdrängung zum Massenphänomen wird, ist wohl nur psychologisch zu erklären: Der Widerspruch zur herrschenden Politik und zur veröffentlichten Meinung ist nur schwer auszuhalten. Um so weniger, wo man sich gerade darauf eingerichtet hatte, hier und da durch Reförmchen ein bisschen "mitzugestalten". Und für die Gutwilligeren, die spüren, dass sie zu den Verlierern gehören werden, kommt erschwerend hinzu, dass keine soziale Bewegung in Sicht ist, die sich dem deutschen Militarismus endlich entgegen stellen würde. Um so weniger, als nun auch die PDS-Führung versucht, ihre Partei auf die Unterstützung von UNO-Einsätzen einzuschwören.

(wop)