Kommentar

Des einen Leid ...

Das neue Jahr fängt an, wie das alte aufgehört hat: Mit einem weiteren Unwetter biblischen Ausmaßes. Ungewöhnlich starke Regenfälle ließen in Mosambik die Flüsse über die Ufer treten und machten Hunderttausende obdachlos. Das Wasser geht inzwischen zurück, doch beginnen Seuchen sich auszubreiten, so dass es noch keine abschließende Bilanz der Opfer gibt. Erst im Dezember hatten in Venezuela Wolkenbrüche 30.000 Menschenleben gefordert. Etwa die gleiche Zahl starb im Oktober im indischen Orissa als Folge eines besonders heftigen tropischen Orkans.

Häufen sich die Ereignisse, oder scheint es nur so, weil die Medien mehr drüber berichten? Ganz genau wissen es diejenigen, die für die materiellen Schäden aufkommen, die Versicherungen. Die Münchener Rück, bei der sich Versicherungen aus aller Welt rückversichern, legte dieser Tage ihre Jahresbilanz für 1999 vor. Der zu Folge nimmt die Summe der volkswirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen von Jahr zu Jahr zu.

Manche dieser Katastrophen ist mehr hausgemacht als "Natur". Die Statistik der Münchener zeigt nämlich vor allem eine starke Zunahme der schweren Stürme und Überflutungen. Die hat es zwar auch schon gegeben, als die Industriegesellschaften noch nicht mit den Treibhausgasen an der globalen Klimamaschine rumspielten, aber ihr verstärktes Auftreten besonders im zurückliegenden Jahrzehnt ist mit ziemlicher Sicherheit ein Ergebnis des beginnenden Klimawandels. Man kann zwar nicht ein konkretes Ereignis, wie z.B. die jüngsten Unwetter in Mosambik, auf die globale Erwärmung zurückführen, wohl aber die Häufung solcher Katastrophen. Und man kann anhand der Statistik zeigen, dass die verheerendsten Unwetter in den Tropen zu finden sind, d.h. bei jenen Menschen, die am wenigsten zum Treibhauseffekt beigetragen haben und denen es in der Regel an Möglichkeiten fehlt sich zu schützen.

Da müsste es den letzten Grünen, die noch am ökologischen Anspruch ihrer Partei festhalten, eigentlich ordentlich in den Ohren geklingelt haben, als der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung dieser letzte Woche Untätigkeit in Sachen Klimaschutz vorhielt. Nur einer hat seine Hausaufgaben gemacht: Außenminister Fischer nutzte die Gelegenheit des Katastrophenschutz-Einsatzes in Mosambik, um für höhere Ziele zu werben: "Ausgehend von den Erfahrungen in Mosambik müssen bei der weiteren Ausarbeitung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik die notwendigen Fähigkeiten dafür geschaffen werden, dass die Europäische Union in solchen Fällen schnell und effizient helfen kann." Das Leid der Opfer der eigenen Umweltsünden wird zum Testfall für den Aufbau einer militärischen Infrastruktur der EU. Perfider geht's nimmer.

(wop)