Gewerkschaftsticker

Tarifrunde 2000: Nach nur zweitägigen Verhandlungen haben IG BCE und Chemie-Arbeitgeber einen Tarifabschluss für die rund 580.000 Beschäftigten der Branche in den alten Bundesländern unter Dach und Fach gebracht. Die Löhne und Gehälter sowie die Ausbildungsvergütungen werden in zwei Stufen um 2,2% und 2,0% erhöht. Die Laufzeit beträgt 21 Monate. Der Tarifvertrag zur Altersteilzeit wird ausgebaut. Die versicherungsmathematischen Abschläge bei vorzeitigem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben werden weitgehend durch Abfindungen ausgeglichen. Die Ausbildungsplatzinitiative in der chemischen Industrie wird fortgesetzt und erweitert. Bis 2002 sollen so insgesamt 10% zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden. Der Tarifvertrag zur Altersvorsorge wird um 264 DM aufgestockt. Werner Bischoff, im geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE für die Tarifpolitik zuständig: "Der Abschluss 2000 ist ein guter, tragfähiger Kompromiss, das Gesamtvolumen und die einzelnen Elemente sind stimmig. Wir haben die Vereinbarungen aus dem Bündnis für Arbeit aufgenommen und branchenspezifisch umgesetzt."

Für die 50.000 Beschäftigten in der Papier erzeugenden Industrie (West) wurde ein ähnlicher Gehaltstarifabschluss vereinbart. Die Regelungen im Einzelnen: Die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen steigen vom 1.3.2000 an um 2,2%, zum 1.3.2001 erfolgt eine weitere Erhöhung um 2%. Die Laufzeit beträgt 24 Monate. Für April erhalten die Arbeitnehmer zusätzlich eine Einmalzahlung von 300 DM. Für Teilzeitbeschäftigte wird der Betrag anteilig ausgezahlt. Der Förderzeitraum für die Altersteilzeit wird von 5 auf 6 Jahre ausgedehnt, die Laufzeit von 2004 bis 2009 verlängert.

Der Chemie-Tarifabschluss ist für die IG Metall kein Modell für die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. "Das ist ein Abschluss für die Großbetriebe in der chemischen Industrie, nicht für die Metall- und Elektroindustrie", sagte IG Metall-Sprecher Claus Eilrich. Der Chemie-Abschluss enthalte zwar interessante Elemente, könne aber in der Metall- und Elektroindustrie nicht übernommen werden. Die IG Metall strebe weiter den Abschluss eines Tarifvertrages zum Ausstieg mit 60 an. "Wir wollen eine Beschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt aufbauen und so in den nächsten fünf Jahren 142.000 Arbeitsplätze für Junge und bisher Arbeitslose schaffen", erklärte Eilrich. Dafür sei der Abschluss eines Tarifvertrages notwendig, der allen ArbeitnehmerInnen die Möglichkeit eröffne, mit 60 vorzeitig in Rente zu gehen. Eilrich: "Wir brauchen eine Lösung für alle Betriebe, nicht nur eine Regelung für die Arbeitnehmer in Großbetrieben."

Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit wurden 1999 1,8 Mrd. Überstunden geleistet. Das entspricht 60 bezahlten Überstunden pro ArbeitnehmerIn.

Surabaya (Indonesien): Fast eine Woche lang haben die ArbeiterInnen der PT Fajar Mulia im Berzirksparlament übernachtet. Sie verlangten (mit Erfolg) die Verurteilung des Firmenbesitzers durch die zuständige "Komisi E", weil dieser sie bei einer Demo vor zwei Jahren zu Unrecht als Diebe beschuldigt und angezeigt hatte. Die Kommission wollte auch mit dem Firmenbesitzer sprechen, dieser hatte sich aber krank gemeldet.

Batu (Ostjava): 100 ArbeiterInnen der CV Agung streikten für eine Lohnerhöhung entlang der Erhöhung des regionalen Mindestlohns.

Semarang: Hunderte Arbeiter der PT Mega Rubber Factory streiken für die Angleichung ihres Lohns an den neuen regionalen Mindestlohn.

Batam: Die von Arbeitern und Anwohnern besetzte Werft wird geschlossen, weil die Besitzer aus Singapur ihr Kapital abziehen. Bei der Besetzung waren - entgegen früheren Meldungen - mindestens 8 Arbeiter durch Schüsse verletzt worden. Auf Batam gab es auch früher schon massive Proteste von Arbeitern und Anwohnern gegen von Singapur gesteuerte Unternehmen.

2.000 bis 3.000 frisch ausgebildete KrankenpflegerInnen protestierten vor dem Parlament in Bangkok gegen die Stellenkürzungen im Öffentlichen Dienst. Sie verlangten die Einstellung als Beamte, so wie es ihnen vor Beginn der Ausbildung versprochen worden war.

(hg)