Repression

"Ich zittere vor Herrn Gansel"

Sicherheit im Sophienhof - Arbeit an der gesetzlichen Grenze?

Gruppen von jungen Männern ziehen nachts durch Straßen. Sie prügeln, rauben, vergewaltigen und morden sogar. Um dem Unrechtstreiben ein Ende zu setzen, steckt die Staatsmacht einige von diesen Schlägern in Uniformen und schickt sie wieder auf die Straße. Zwar prügeln die nun Uniformierten immer noch, jedoch nun im Namen des Rechts. So jedenfalls im Zukunftsroman Uhrwerk-Orange von Anthony Burgess.

Daran fühlte ich mich erinnert, als ich kurz unter den Arkaden vor dem Sophienhof stand und zwei dieser Schwarz-Uniformierten, die dort für "Sicherheit" zuständig sind, auf mich zu kamen und mit ausladenden Armbewegungen und seltsamen Mundgeräuschen, die wie "kisch, kisch!" klangen, mich verjagen wollten. Da sie diese seltsamen Uniformen trugen, bewaffnet mit Knüppel, Pfeffergas und Handschellen, blieb es mir erspart, sie mit entlaufenen Psychiatriepatienten zu verwechseln. Da ich zuerst nicht verstand, was diese Typen von mir wollten, fragte ich auf meine hochinterlektuelle Art "Äh?". Die knappe Antwort :"Verschwinde hier". "Warum?" "Weil ich das sage!"

Es entstand ein kurzes hirnloses Gespräch. Die üblichen Beleidigungen und Drohungen hinterließen bei mir keinerlei Eindruck und ihr unhöfliches Geduze beantworte ich stets mit einem freundlichen "Sie", ein Wort, das außerhalb ihres Sprachschatzes lag. Sie forderten mich auf, "mit hoch zu kommen" (die "Wache" in der Verwaltung des Sophienhofes). Ich lehnte dieses Angebot freundlich ab. Auch lehnte ich es ab, auf öffentlichen Kieler Wegen den "Schwarzen Sheriffs" meinen Ausweis zu zeigen. Ich forderte sie auf, bitte die Polizei zu rufen. Natürlich taten sie das nicht, in der Regel rufen Straftäter nicht die Polizei.

Als ich sagte, dass ich mir das nicht gefallen lasse, antwortete einer: "Geh doch zum Rathaus, da kannst' dich beschweren. Wir zittern schon vor Herrn Gansel." Ich antwortete nur: "Das werde ich gerne tun." Nun taten sie etwas, was ihrer Persönlichkeit scheinbar sehr nahe kam. Sie guckten nur blöd. Sie zogen traurig davon. Sie durften nicht das machen, was sie am liebsten tun - Menschen zusammenschlagen. (Ich habe selbst beobachtet, wie diese Schläger über einen Mann hergefallen sind.)

Tags darauf - ich habe bei der Bundeswehr gelernt, nach bestimmten Ereignissen eine Nacht zu überschlafen - begab ich mich zu Verwaltung des Sophienhofes, um den Vorfall zur Kenntnis zu bringen. Ein Herr hörte sich geduldig meinen Vortrag an, entschuldigte sich halbherzig und sprach den Satz: "Wir werden auch weiterhin an der Grenze arbeiten." Wie? Arbeiten an der Grenze des Gesetzes? Nun ja, die Kunden des Einkaufszentrum müssen wissen, welches Risiko sie eingehen, wenn sie den Sophienhof besuchen.

Ratschlag: Sollte es Ihnen geschehen, dass sie von diesen Typen angemacht werden, gehen Sie auf keinen Fall mit "hoch". Dort geschehen Dinge, die Sie kaum beweisen können. Bestehen Sie strickt auf Hinzuziehung der Polizei. Auch wenn manche Bedenken gegenüber der Polizei haben, es ist ganz bestimmt das kleinere Übel. Polizisten halten sich in der Regel an die Gesetze, die schwarzen Sheriffs tun dies auf keinen Fall. Und das mit Billigung der "Vorgesetzten" (s.o.). Sorgen Sie auch möglichst für Zeugen, soweit möglich. Und zeigen Sie auf keinen Fall diesen Typen ihren Ausweis. Sie könnten in Ihrem trauten Heim unliebsamen Besuch bekommen.

Ich habe das Glück gehabt, dass eine ganze Menge Zeugen dem Vorfall beiwohnten, unter anderen Umständen wäre mir es mit diesen Herrenmenschen vom Sophienhof übel ergangen.

Nehmt diesen zweifelhaften Typen die Macht auf Kieler Straßen. Solange diese "Schläger" ihr Unheil treiben, werde ich den Sophienhof meiden und kann das auch nur allen anderen empfehlen. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in der Holstenstraße genug.

(CZ)