Betrieb & Gewerkschaft

Aufruf des DGB zum 1. Mai 2000

Jetzt aufbrechen: Für mehr Beschäftigung

Die Bedingungen in der Wirtschaft sind so gut wie lange nicht: Das Wachstum wird bei 3% liegen. Die Produktivität steigt weiter. Dies sind günstige Voraussetzungen, dass es aufwärts geht in diesem Land. Davon müssen alle, auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, profitieren. Auch diejenigen, die noch ohne Arbeit sind. Noch immer sind das fast 4 Millionen. Ihre Zahl sinkt zwar, aber sie sinkt zu langsam. Gleichzeitig gehen viele Arbeitsplätze verloren. Besonders im Osten Deutschlands ist kaum ein Silberstreif am Horizont zu sehen. Auch hier und nicht nur an den Börsen muss Hoffnung Platz greifen. Dies gilt besonders für Jugendliche. Es ist erfreulich, dass die meisten von ihnen im letzten Jahr einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Aber besonders wichtig sind qualifizierte betriebliche Ausbildungsplätze, die v.a. in den neuen Bundesländern fehlen. Und jetzt wird über fehlende Spezialisten geklagt. Diese Klage ist die eindrucksvolle Kritik an der Politik, die hinter uns liegt und Beleg für die falschen Entscheidungen der Arbeitgeber. Jetzt rächen sich die jahrelangen Versäumnisse in der Aus- und Weiterbildung. Es ist Zeit aufzubrechen für mehr Beschäftigung! Die Gewerkschaften fordern an diesem 1. Mai 2000:

Die Arbeit umverteilen

Wir wollen eine tragfähige Beschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt: Wer vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden will, der soll dies können ohne große Einbußen bei seiner Rente damit mehr junge Menschen einen Arbeitsplatz finden. In unserem Land wollen mehr als 250.000 Menschen in Teilzeit gehen. Deshalb wollen wir mehr sozial abgesicherte Teilzeitarbeit schaffen. Die Möglichkeit dazu muss Männern und Frauen in allen Qualifikations- und Einkommensstufen eröffnet werden.

Wir wollen mehr Beschäftigung durch weniger Überstunden. 1,8 Milliarden bezahlte Überstunden wurden 1999 geleistet. Das sind viel zu viel. Ein deutlicher Abbau der Überstunden kann Hunderttausende in Arbeit bringen.

Für die Zukunft qualifizieren

Jeder Jugendliche, der will und kann, muss einen Ausbildungsplatz erhalten. Unsere Jugend braucht moderne und zukunftsfähige Berufe. Alle Arbeitnehmer müssen die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden. Lebenslanges Lernen ist der Schlüssel zur Zukunft.

Den Osten stärken

Im Osten Deutschlands sind auch zukünftig besondere Anstrengungen nötig, um Arbeit zu schaffen, gerade hier müssen wir mit Innovationen und Investitionen das Fundament der Wirtschaft verbreitern. Für diese Zeit des Aufbaus brauchen wir auch weiterhin öffentlich geförderte, stabile Brücken in den Arbeitsmarkt.

Arbeit und Umwelt verbinden

Mit dem Schutz der Umwelt lassen sich national und international Arbeitsplätze schaffen. Neue Umwelttechnologien eröffnen neue Märkte. Energie zu sparen und den Schadstoffausstoß zu vermindern, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungsbereich kann hier neue Beschäftigung entstehen.

Aktive Beschäftigungspolitik national und international

Die Politik kann und muss Wachstum und Beschäftigung aktiv fördern. Dazu muss die Massenkaufkraft gestärkt, deshalb müssen die öffentlichen Investitionen erhöht werden. Wachstum durch mehr private und öffentliche Nachfrage, durch mehr Dienstleistungen, durch neue Technologien und eine europäisch abgestimmte Beschäftigungspolitik.

So entstehen mehr Arbeitsplätze. Jetzt aufbrechen: Für mehr Beschäftigung Der DGB, der Bund der Gewerkschaften, will das Eis brechen, um neuen Ideen und neuen Initiativen für mehr Beschäftigung zum Durchbruch zu verhelfen. Wer, wenn nicht wir?