Internationales

Nigeria:

Wieder Blut für Öl

In Nigeria kamen Mitte letzter Woche fünf Jugendliche bei Zusammenstößen mit Angehörigen von Sicherheitsdiensten in der Nähe des Brass River Terminals des italienischen Öl-Konzerns Agip ums Leben. In dem Ort im ölreichen Niger-Delta war es zu Protesten gekommen, weil die Anwohner dem Unternehmen vorwarfen, sich nicht an Vereinbarungen mit ihrer Gemeinde zu halten. Als Jugendliche aus der Menge heraus Einrichtungen des Unternehmens attackierten, kam es nach Zeitungsberichten zu heftigen Kämpfen.

Der Konflikt um die Ölförderung in der Küstenregion schwelt bereits seit vielen Jahren. Wiederholt haben internationale Umweltorganisationen und nigerianische Menschenrechtler und Oppositionelle darauf hingewiesen, dass Lecks in Pipelines und das Abfackeln von Erdgas massiv die Umwelt zerstören und die Existenzgrundlage für die Bauern und Fischer in der Region vernichten. Nur knapp drei Wochen vor dem jetzigen Vorfall war eine Pipeline von Agip in Brand geraten. Die Einkünfte aus dem lukrativen Ölgeschäft landen zudem ausschließlich in den Kassen der großen Multis wie Shell und Agip bzw. der Zentralregierung in Lagos.

Die verschiedenen Militärjuntas des Landes, die erst im letzten Jahr durch eine zivile Regierung abgelöst wurden, begegneten dem Widerstand der örtlichen Bevölkerung zumeist mit Unterdrückung und indem die zahlreichen Ethnien des Deltas gegeneinander aufgehetzt wurden. Über 1.000 Tote gehen bisher auf das Konto des Militärs und paramilitärischer Einheiten. Internationale Aufmerksamkeit erzielte 1996 die Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa, der zugleich Vorsitzender der MOSOP war, einer Widerstandsorganisation des im Delta ansässigen Ogoni-Volkes.

(wop, nach Berichten aus dem Internet)