Hochschulpolitik

Streichkonzert an der Uni

Die Christian-Albrechts-Universität hat nicht genügend Geld. Diese Feststellung hat es schon in den letzten Jahren gegeben, dieses Jahr wird die Sparpolitik der rot-grünen Landesregierung allerdings weitreichende Konsequenzen haben. Es fehlen über 7 Mio. DM im Etat der Hochschule, dazu könnten noch ca. 1,2 Mio. kommen, wenn die Tariferhöhung der Hochschulangestellten von der Universität und nicht vom Land übernommen werden muss.

Wegen der Finanznot der Hochschule hat das Rektorat im Frühjahr ein Vorschlagspapier zur Umstrukturierung der Universität herausgegeben, das die Schließung des Haushaltslochs durch umfassende Einsparmaßnahmen in allen Fakultäten vorsieht. Allgemein gilt, dass überall Stellen herabgestuft und ca. 220 Stellen ganz gestrichen werden sollen. Einige Fächer fallen damit ganz aus dem Studienangebot der Universität heraus, andere werden nicht mehr im Hauptfach und im Nebenfach nur noch mit Einschränkungen studiert werden können.

Die Landesregierung möchte jedoch lieber mehrere Fachbereiche ganz schließen, anstatt in allen Fachbereichen zu sparen. Bei dieser Überlegung nennt Staatssekretär Stegner auch gleich die Präferenzen: "Allgemeine Sprachwissenschaften, Phonetik oder Philologien gibt es an zig Hochschulen", in welchem Umfang diese Fächer in Kiel existieren sollten, müsse man sich überlegen. Da man allerdings nicht in die Autonomie der Hochschule eingreifen wolle, soll nun die Uni die Entscheidung über und Verantwortung für die Abschaffung einzelner Fachbereiche übernehmen.

Über die Sparvorschläge des Rektorats wurde am 18.7. auf der Sitzung des Universitätssenats abgestimmt. Nachdem der Rektor im Falle der Ablehnung seinen Rücktritt angekündigt hatte, wurde der Vorschlag zur Umstrukturierung mit knapper Mehrheit angenommen. Da das studentische Veto eingelegt wurde, muss nun auf der nächsten Senatssitzung ein weiteres Mal über die Pläne abgestimmt werden.

Nach der Vorlage der Pläne im Frühjahr trafen sich die Studierenden Ende April im Rahmen einer Vollversammlung und protestierten anschließend mit einem Demonstrationszug zum Landeshaus gegen die Finanznot der Hochschule und die drohende Unstudierbarkeit vieler Fächer. Es wurden Arbeitsgemeinschaften gegründet, deren Mitglieder Alternativen zu den Sparplänen entwerfen wollten und ferner eine Aktionswoche in der Kieler Innenstadt planten, die die Bevölkerung auf die finanzielle Misere der Universität hinweisen sollte.

Leider vertrauten viele Studierende nicht auf ihre Macht und den damit verknüpften Erfolg. Aus der Aktionswoche wurde ein Aktionstag und bei der zweiten Vollversammlung in Juni waren bedeutend weniger StudentInnen anwesend.

Nun muss sich die Landesregierung aber Sorgen machen, dass einerseits besonders Studierende der "kleineren" Fächer in der nächsten Zeit die Universität wechseln und das Land Schleswig-Holstein verlassen werden und andererseits StudentInnen aus anderen Bundesländern bei reduziertem Studienangebot den Weg nach Kiel gar nicht einschlagen werden. Die Landesregierung scheint sich sicher zu sein, dass sie bei der nächsten Wahl nicht auf die Stimmen der Studierenden angewiesen ist und auch die Stadt Kiel einen Rückgang der Studierendenzahl kulturell und finanziell verkraften kann.

Bei der Senatssitzung am 29.9. haben die Studierenden die letzte Möglichkeit, die Sparpläne zu stoppen. Da die Sitzung allerdings in den Semesterferien liegt, ist in dieser Zeit wohl kaum mit größerem Druck von Seiten der Studierenden zu rechnen. Allein der Einsatz des Asta und einiger Unermüdlicher kann den Untergang eines breiten Fächerspektrums an der Universität in Kiel noch aufhalten.

(SL)