Antifaschismus

Schleswig:

Skinheads traten Wohnungslosen tot

Am 13.9. ist ein toter Obdachloser in Schleswig auf den Königswiesen aufgefunden worden. Zwei 23jährige Skinheads wurden am 16.9. wegen dringenden Tatverdachts fest genommen. Die Skins aus Schleswig hatten mit Stiefeln auf Körper und Kopf des Obdachlosen derart eingetreten, das sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Sie ließen den Obdachlosen liegen, der in der Nacht vom 12. auf den 13. an den körperlichen Misshandlungen verstarb.

Leider, wie schon so oft, wurde auch in diesem Fall von der Polizei und der Staatsanwaltschaft versucht, erst den Täter im Millieu des Obdachlosen zu ermitteln. Als die Skins dann überführt waren, wurde ein politischer Hintergrund ausgeschlossen.

Die Berichterstattung der örtlichen Presse und die Stellungnahme der Stadt schlugen in die gleiche Kerbe. Dem Leser wurde durch die städtische Stellungnahme, "er ist bei uns äußerst unangenehm aufgefallen", in "sehr ruppiger Form" habe er eine Sozialamtsmitarbeiterin verbal angegriffen und wurde wegen "fortdauernder Streitsucht des Hauses verwiesen, randalierte aber weiter ... und pöbelte lautstark Passanten an", nahe gelegt, in dem Obdachlosen den Schuldigen für die Tat zu sehen. Diese Sichtweise stützt die Angaben der Mörder, die angeblich von dem Toten gereizt und beleidigt worden seien. Es ist der zweite Mord an einen Obdachlosen durch Skins in Schleswig.

Zur Ideologie der Skinhaeds gehört es, Ausländer, Obdachlose und links denkende Menschen zu verfolgen. Skins misshandeln und töten seit Jahren Menschen, die nicht in ihr Bild passen. Sie tun dieses im Rauschzustand oder auch aus der Rotte heraus. Wie auch schon in vielen vorherigen Fällen wurden bei den Schleswiger Skins faschistische Literatur und Musik beschlagnahmt. Sie konsumieren dies und aus diesem Zusammenhang kommt es den Skins nicht ungewöhnlich vor, anders denkende Menschen zu misshandeln, zu verfolgen und zu töten. Leider, wie auch schon sehr oft in der jüngeren Vergangenheit in Deuschland, wird dieser Tatbestand von Polizei und Staatsanwaltschaft geleugnet.

Die faschistische Ideologie ist es, die Skins ihre Haltung erlaubt, und wie in diesem Fall einen Obdachlosen tötet. Dieser Zusammenhang ist der Öffentlichkeit schon länger bekannt. Die Justiz leugnet Ihn leider nach wie vor. Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen. Faschistische Skins begehen aus ihrer Ideologie heraus Verbrechen und das sind rechtsextremistische Verbrechen. Es ist hier zweitrangig, ob diese Skins betrunken waren oder nicht.

Kundgebung und Trauermarsch von 300 Menschen gegen diese faschistische Tat

Gleich nach Bekanntwerden am 14.9. wurde für eine Kundgebung mobilisiert. Die örtliche Zeitung weigerte sich, diese Versammlung bekannt zu geben. Das nur über Mundpropaganda dann derart viele Menschen gekommen waren und danach viele Leserbriefe an die Zeitung, wegen deren Berichterstattung und der Darstellung der Polizei und Staatsanwaltschaft, gesandt wurden, ist als Erfolg einer antifaschistischen Grundhaltung von Teilen der Schleswiger Einwohner zu werten.

Der Kundgebungsredner ging kurz auf den Hergang der Tat ein und zeigte die Gefährlichkeit des Leugnens dieser Tat auf. Auch kritisierte er die Stellungnahme der Stadt. Die Kundgebungsteilnehmer spendeten dafür spontan Beifall. Weiter führte er aus: "Es hat sehr den Anschein, dass rechte Gewalt ein soziales Phänomen ist, das keine Nischen mehr respektiert, eine Gesellschaftskrankheit, die jederzeit und überall tödlich ausbrechen kann. Das jüngste Opfer in einer langen Reihe, mit der sich Schwache an noch Schwächeren rächen. Wo die Analysten der Börse und das große Los die öffentliche Aufmerksamkeit besetzt halten, sind jetzt auch in Schleswig diejenigen zu Opfern und Täterm geworden, die das kleine Los gezogen haben: wehrlos und heimatlos die einen, orientierungslos und mitleidslos die anderen und deshalb hoffungslos dem Wahn verfallen, diese Gesellschaft nach ihrem Raubtier-Muster umzumodeln."

Die Teilnehmer zogen nach der Rede zum Platz, an dem der Obdachlose getötet wurde. Diakoniepastor B. Müller hielt dort eine kleine Andacht, wobei er u.a. sagte: "Wir können uns nicht damit abfinden, dass Menschen keine Hemmungen haben, einen Schwachen totzutreten." Er sah die Tat weder als Zufall noch als Schicksal an und kritisierte auch hiermit die Staatsanwaltschaft, die die Tat als "eine Verkettung unglücklicher Umstände" darstellt.

Nach der Kundgebung banden viele Teilnehmer Trauerbänder an Büsche und Bäume am Tatort. Probst Heyde hat angekündigt, in seiner Predigt am 24.9. den Mord der Skins zum Thema zu machen.

Ob Staatsanwaltschaft, Polizei, Stadt und Presse bei ihrer Darstellung bleiben können, ist noch offen. Es haben sich bisher alle Leserbriefschreiber gegen diese Sichtweise geäußert. So merkt der Kommentator der "Moin-Moin" an: "Der Totschlag auf den Königswiesen hat keinen rechtsradikalen Hintergrund. Das jedenfalls ließ die Staatsanwaltschaft Flensburg am Montag verlauten. Einfach ein Streit unter Betrunkenen, der schließlich eskaliert ist."

Kann man das glauben? Einer der beiden Täter soll ein Eisernes Kreuz umrahmt von Eichenlaub als Tätowierung tragen und beide - so ist aus ihrem Bekanntenkreis zu hören - trugen ständig rechtsradikale Sprüche auf den Lippen. Warum also beeilt sich die Staatsanwaltschaft, das rechte Gedankengut, das hinter der Tat stehen könnte, zu verneinen?

Rund 80 Kilometer weiter südlich in Neumünster hat am Tage der Verhaftung der beiden Skinheads Ministerpräsidentin Heide Simonis davor gewarnt, Rechtsextremismus als "kleine Dummheit" zu tolerieren. Schlimmer ist es, Rechtsextremismus ganz zu übersehen.

(Alfred Ebeling)

Offener Brief der PDS SL/FL an den Schleswiger Bürgermeister