Light-Kultur

Millionenschwerer Clown in seinem Element - Schwarzarbeiter Brösel

Man feiert am liebsten sich selbst ...

Schwarz gebraut ist halb getrunken - Nachschub an der "Tanke"

Achterbahn-Kampagne für "100% Schwarzarbeit"

100% Schwachsinn

Werner ist voll genervt: "Die durchgedrehte Steuerpolitik ist Scheiße, das liegt doch auf der Hand!" Deshalb hat Werner alias sein Schöpfer Brösel alias Rötger Feldmann der Regierung den Kampf angesagt: "100% Schwarzarbeit" heißt das Motto der Achterbahn-Party in einer ausgedienten Hagenuk-Halle. Die Parolen sind so simpel wie populistisch: "Lieber heimlich schwarz arbeiten als unheimlich Steuern zahlen! Schwarzarbeit soll man loben, die Verbrecher sitzen oben!"

Oben auf der Bühne, hinter einer beleuchteten Leinwand sitzt als Schattenkabinettspräsident des Aufruhrs der kleinen Leute der Meister selbst. Unten säuft man "Schwarzarbeiter-Pils" aus eigens gefertigten Dosen, die kübelweise in Schubkarren gereicht werden. Dass er das mit den Steuern "irgendwie nicht so gut" findet, nimmt man dem Millionär ohne weiteres ab. Das Merchandising mit dem Ressentiment des Mobs auch.

Die bierseelige Feier, zu der nur Zutritt hat, wen die sehr wichtig wirkenden Securities am angemieteten Werkstor durch lassen, entpuppt sich als Release-Party für Achterbahns neuesten Werbe-Gag. Dem Volk aufs unzufriedene Maul schauen konnte Brösel schon immer. Aber jetzt sind er und die Achterbahn AG "global players", demnächst soll Werner auf seinem Easyrider durch die USA brettern. Also macht man das eigene Interesse - weniger Steuern, mehr Geld - zu dem der Fans. Das Hohelied der Schwarzarbeit, als Witz gedacht, aber so bierernst vorgetragen, dass man es als Aufforderung glauben soll, gipfelt in einem Reim wie "Helmut Kohl ist unser Held, weiße Weste, schwarzes Geld", den die "Klempners in Black" intonieren. "Ein Volk, ein König" liegt diesem Schwachsinn, der heutigen Lesart von ehemaliger Witzanarchie im Reich der "Neuen Mitte" begeistert zu Füßen.

Ausgebuhter Widerspruch kommt zart von der "Rundhofer Schlosser Band", zu der auch Harry gehört, der aber gerade im Big Brother-Knast einsitzt: "Wir sind gegen Schwarzarbeit, wir sind alle ehrliche Handwerker." Das passt nicht ins Achterbahn-System, deswegen ist nach einem Lied der Saft am Mikro weg. Doch lieber Party bis zum Abwinken. Mitten drin steht Brösel mit Bruder Andi, satt von einigen Litern ihre "Satte-Liter-Schüssel" bewundernd, die eben durchs Publikum knatterte. Wie ein millionenschwerer aber armer Clown. Im Grunde seines Herzens doch noch die widerständige Handwerkerseele?

 

(Text: jm, Fotos: Kai Mathesdorf)


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