Ökologie

Illegales Genfutter

Die internationale Umweltschutzorganisation "Freunde der Erde" schlägt erneut wegen der Ausbreitung gentechnisch manipulierter Nahrung Alarm. Tests verschiedener Tortilla-Chips-Sorten, die in Großbritannien und Dänemark verkauft werden, hätten ergeben, dass sie mit dem GA21-Mais von Monsanto hergestellt wurden. Dabei handelt es sich um eine gentechnisch veränderte Sorte, die in der EU nicht für den Verkauf zugelassen ist.

"Das ist ein klarer Bruch der EU-Gentechnik-Gesetze. Die Biotechnologie-Unternehmen sind offenbar nicht in der Lage zu garantieren, dass ihre Produkte nicht illegal in den Regalen europäischer Supermärkte landen", kommentiert Gill Lacroix den Vorgang. Lacroix koordiniert vom Brüsseler Büro der Organisation deren Kampagne gegen Gen- und Biotechnologie. In Deutschland wird "Freunde der Erde" vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) vertreten.

Proben der Marken Phileas Fogg und Kims Zapatas sowie der Eigenmarken zweier britischer und dänischer Supermarktketten waren im Auftrag von "Freunde der Erde" bei GeneScan in Freiburg untersucht worden. Das Labor hatte in allen Produkten den nicht zugelassenen Mais nachweisen können.

Im Oktober hatten in den USA Umweltschützer mehrere Fälle aufgedeckt, die zeigten, dass gentechnisch manipulierte Maissorten, die bisher nur als Tierfutter zugelassen sind, im großen Maßstab in der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden. U.a. musste Kellog ein Werk vorläufig schließen, weil aufgrund der unkontrollierten Vermischung von herkömmlichen und Gen-Mais die Firma keinen Mais mehr finden konnte, der garantiert frei von den Tierfutter-Beigaben war, wie die "Washington Post" berichtete. Die US-Gruppe "Genetical Engineered Food Alert" hat indes ihre Bundesregierung aufgefordert, Berichte von Krankenfällen sorgfältig zu untersuchen, die nach ihren Angaben in Verbindung mit dem Konsum des illegalen Mais gebracht werden. Auch wird die Forderung der Verbraucherverbände an die Behörden unterstützt, endlich die gentechnisch veränderten Sorten auf ihr Potenzial hin zu untersuchen, Allergien auszulösen.

Anfang November hatten in Großbritannien Wissenschaftler auf einer Anhörung der Behörde für Sortenschutz deutlich gemacht, dass Versuchsreihen, die der Biotech-Konzern Aventis vorgelegt hat, um die Unbedenklichkeit seiner Produkte nachzuweisen, aussagelos sind. Der dürftige wissenschaftliche Standard der Futtertests mit Hühnern würde keinerlei Schlüsse zulassen und die entsprechenden Berichte würden ggf. von Fachjournalen abgewiesen werden. U.a. wird ein Mangel an Kontrollgruppen kritisiert. Auch monieren die kritischen Wissenschaftler, die von der britischen Sektion der Umweltorganisation befragt wurden und für das dortige Landwirtschaftsministerium arbeiten, dass eine auffällige Häufung der Todesfälle der mit Gen-Mais gefütterten Tiere nicht weiter begründet wird.

Tony Juniper, Kampagnendirektor von "Freunde der Erde" Großbritannien meint dazu: "Einmal mehr lässt die Biotechnik-Industrie 'solide Wissenschaft' schmerzlich vermissen. Diese zusammengeflickte Studie hätte niemals als Antrag für die kommerzielle Zulassung von Gen-Mais zugelassen werden dürfen. Die Tatsache, dass die Regierung sie dennoch akzeptierte, ist ein Skandal. Wann werden wir endlich die Lehren aus der BSE-Seuche ziehen?"

Die derzeitige Anhörung findet aufgrund von Einwendungen gegen einen bereits erfolgte Zulassung für den Anbau des Aventis-Mais statt. (wop)

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