KERNspalte

Nach einer Gesetzesnovelle vom 20.12.2000 müssen bestimmte Stromimporte vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigt werden. Die Energiewirtschaft wendet sich gegen ein Verbot von Stromimporten. Einen freiwilligen Verzicht auf den Import von "schmutzigem Strom" hatten die Stromversorger abgelehnt. Ihr Argument: Bei europaweiten Leitungen könne der Strom nicht physisch nach Energiequellen sortiert werden. Atomstrom gelange automatisch ins Land.

Die unendliche Geschichte des AKW Temelin: Erst fielen zwei Pumpen aus, trotzdem ging es 3 Tage vor Weihnachten mit 30% der Leistung (max. 1000 MW) ans Netz, am nächsten Tag mußte es bereits wieder heruntergefahren werden. Diesmal sei eine Turbinenklappe undicht gewesen. Am 28.12. wurde es also wieder hochgefahren, erneut auf 30%, nur um nach wenigen Stunden wiederum wegen Turbinenschadens gedrosselt zu werden. Am 7.1. des neuen Jahres gleich der nächste Schaden: Ein Generator schaltete sich automatisch ab. Nach einigen Stunden wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Diesmal wurde Österreich wenigstens informiert. Am 12.1. brannte das Turbinenhaus. Bei Redaktionsschluß am 13.1. hieß es, eine der Turbinen vibriere sehr stark und habe ein ernstes Problem.

Auch die ukrainischen Reaktoren Juschna und Saporischia verhielten sich zum Jahreswechsel wie Karnickelböcke: Runter, rauf, runter, rauf. Im einzigen rumänischen AKW Cernavode gab's zwei Pumpenausfälle. Im japanischen AKW Tokaimura hingegen "beobachteten" Techniker schon seit September ein Leck im Kühlsystem. Erst jetzt erschien es ihnen angesagt, den Reaktor mal zwei Wochen abzuschalten, um das Loch zu flicken - aber nicht, weil sie sich Sorgen um die Strahlungsgrenzwerte machten, sondern weil das Leck "den Betrieb des Reaktors beeinflusse"!

Das Atommüllproblem ist gelöst! Die russische Staatsduma nimmt alles. Aus dem Ausland nur gegen Gebühr, aber wer wollte ihnen das verdenken? 319 Abgeordnete fanden am 22.12., daß 20 Mrd. US-$ innerhalb von 10 Jahren eine feine Sache sind, nur 38 wollten keine 21.000 to Brennelementmüll ins Land lassen. Den bräuchte man vielleicht gar nicht aufarbeiten, er verschwindet auch so: Diebe haben radioaktiven Schrott vom Gelände des ukrainischen Katastrophenreaktors Tschernobyl gestohlen. Das ukrainische Innenministerium in Kiew teilte mit, die drei Diebe hätten mit zwei Lastwagen rund 40 Tonnen Schrott von dem verstrahlten Gelände abtransportiert. Die beiden Lastwagen seien etwa 60 Kilometer westlich von Tschernobyl von der Polizei gestoppt worden. Für schwach wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle wird es bald auch eine deutsche Lösung geben, und zwar im Schacht Konrad (Salzgitter). Der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner kündigte an, Mitte des Jahres das Genehmigungsverfahren für das Endlager mit einem positiven Planfeststellungsbeschluß abzuschließen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat insgesamt fünf neue Transporte von abgebrannten Brennelementen aus den Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach Ahaus genehmigt, die Anfang März rollen sollen. Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte "Alarmstufe 1" beim BGS. Danach habe die BGS-Spitze für Ende Februar bis Anfang April eine teilweise Urlaubssperre angeordnet und Dienstbefreiungen untersagt. Unterdessen hofft NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) noch auf einen Stopp der Transporte. Zum Schutz der Behälter werden rund 20.000 Beamte von Polizei und Bundesgrenzschutz aufgeboten. Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" hat "heftigen Widerstand" gegen die Castortransporte angekündigt. Am 18. Februar soll eine Großdemonstration in Ahaus stattfinden.

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg erwartet den nächsten Atommülltransport in das Zwischenlager Gorleben in der letzten Märzwoche. Zwischen dem 26. und 30. März sollen sechs Castor-Behälter mit hochradioaktiven Müll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben transportiert werden, wie BI-Sprecher Wolfgang Ehmke erklärte. Er rechnet mit der Ankunft in Dannenberg am 28. März. Die Proteste gegen den ersten Gorleben-Transport seit 1997 sollen mit einer Demonstration am 24. März in Lüneburg beginnen und mit Aktionen an der Bahnlinie Lüneburg-Dannenberg fortgesetzt werden. Das niedersächsische Innenministerium bestätigte den ungefähren Zeitplan und bereitet mindestens 30.000 Polizei- und BGS-Beamte auf ihren Einsatz in der 13. oder 14. Kalenderwoche vor, obwohl gleichzeitig die CeBIT in Hannover stattfindet. Der Aufwand zur Transportsicherung werde nicht unter dem des letzten Gorleben-Transportes liegen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, forderte die Grünen auf, sich für einen friedlichen Verlauf der Transporte einzusetzen. Grünen-Politiker wie Umweltminister Jürgen Trittin müssten vor Ort um Gewaltfreiheit werben, sagte er der "Berliner Zeitung". Das könnte in der Tat lustig werden - Trittin an Bord eines DU-gepanzerten Räumfahrzeuges mit Dolby-Surround: "Laßt Euch nicht provozieren, Kinder! Auch nicht von mir..." (BG)

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