KERNspalte

An - aus, an - aus. Der Probebetrieb des tschechischen Reaktors Temelin ist eine einzige Pannenserie. Derzeit ist er mal wieder ausgeschaltet, wegen "Problemen mit einer Turbine". So ist das, wenn sowjetische Technik mit westlicher nachgerüstet wird. Angela Merkel hatte seinerzeit in ihrer Funktion als Ministerin für nukleare Proliferation für derlei Projekte 310 Mio. DM aus Steuergeldern springen lassen. Als Ex-FDJ-Sekretärin kannte sie sich schließlich mit brüderlicher Hilfe aus. Allein rund 60 Millionen dieser Gelder wurden im litauischen AKW Ignalina investiert, dem die Internationale Atomenergiebehörde dieser Tage erhebliche Sicherheitsmängel attestiert hat. Die EU fordert nun die Stilllegung. Nun ja, das Merkelsche Geld ist auf jeden Fall in den richtigen Kassen gelandet, nämlich in denen von Siemens.

Der Grüne Parteirat hat ein weiteres Stück Grüner Programmatik entsorgt: In einem Aufruf an die Parteigliederungen werden diese angehalten, sich nicht an Sitzblockaden und sonstigen Protesten gegen Castor-Transporte zu beteiligen. Jochen Stay, wendländischer Koordinator der Kampagne "X-tausendmal quer" und wegen seiner penetranten Distanziererei von vermeintlichen Gewalttätern bei Manchem nicht sonderlich beliebt, wird angesichts der grünen Nackenhiebe richtig militant: Das sei eine "Kampfansage an die Anti-Atom-Bewegung". Tausende würden den "Fehdehandschuh aufnehmen", diktiert er dem "junge Welt"-Korrespondenten in den Stift.

Unterdessen ist Baden-Württembergs Umweltminister Müller (CDU) böse auf seinem Kollegen Trittin. Durch dessen Weisung, den Transport abgebrannter Brennelemente von Neckarwestheim ins Zwischenlager nach Ahaus (NRW), zu unterlassen, lagerten auf dem Gelände des süddeutschen Meilers nun mehr abgebrannte Brennelemente, als atomrechtlich zulässig. Man könnte natürlich auch meinen, das läge an der Politik der Atomiker, ihre Strahler weiterlaufen zu lassen, obwohl nicht einmal die Frage sicherer Transporte geklärt ist, geschweige denn die der Entsorgung ihres Ultra-Mülls. In Ahaus will man übrigens trotz Trittins Weisung am 18.02. demonstrieren. Es werden noch weitere Castor-Transporte erwartet.

Mitte Januar wurde bekannt, dass in der Uran-Munition auch Spuren von Plutonium enthalten sind, da das abgereicherte Uran zumindest zum Teil aus der Wiederaufarbeitung stammt. Plutonium ist ein Ultra-Gift gegen das sich abgereichertes Uran wie Juckpulver ausnimmt. Scharping hat sich derweil angeboten, dem Verteidigungsausschuss eine Munitionsprobe mitzubringen, um zu demonstrieren, wie harmlos die Strahlung ist. Unklar blieb, ob das nun ein Fall von Gartenzwerg-BSE oder bereits das erste Anzeichen des Kosovo-Syndroms auf höchster Regierungsebene ist.

Gleich 230 Kg des hochgiftigen Bombenstoffes befinden sich derzeit in Form vom Mischoxid-Brennstäben (Plutonium vermischt mit angereichertem Uran) per Schiff auf dem Weg von Frankreich nach Japan. Doch scheint man inzwischen die Proteste der asiatischen Nachbarn leid und verhandelt daher mit Russland über die Route durchs Polarmeer.

Dort müssen derzeit die Ausfälle der Kraftwerke in der sibirischen Extrem-Kälte als Begründung für die Privatisierung der Energieversorgung herhalten. In Kalifornien beklagen Verbraucherschützer indes, dass die Betreiber der dort bereits privatisierten Kraftwerke den Strom verknappen, um die Preise nach oben zu treiben und umweltfreundliche Gesetze zu kippen. (wop)

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