Kommentar

Säbelrasseln in Nahost

Die Situation hat etwas unglaublich Surreales: In Nahost baut sich eine große Konfrontation auf und alle lassen es einfach laufen. Und die deutsche Linke ist - wie sollte es anders sein - damit beschäftigt, über die eigenen Füße zu stolpern: Während die einen mal wieder Schwierigkeiten haben, ihre Diktion von den seit Neuestem mit Palästina-Fahnen durchs Land ziehenden Nazis unterscheidbar zu halten, verwenden die anderen das bisschen Mehr an Intellekt, was sie mitunter von Ersteren unterscheiden mag, vor allem darauf, sich selbst ideologisch rein zu halten. Repressive Realitäten in einer verfahrenen Situation, Soldaten, die auf Kinder schießen, sind da nur lästige Randglossen, die man tunlichst unbeachtet lässt, damit sie das schöne Schwarzweißgemälde nicht stören. Die Welt ist halt - da ist man noch immer ganz deutscher Idealist - vor allem eine Veranstaltung, die sich in unsern Köpfen abspielt.

Leider sehen die Akteure das etwas anders: Wieder einmal gibt es zu viele, die sich vom Krieg etwas versprechen. Das Drehbuch ist bekannt: Ist eine herrschende Elite - und sei es auch, dass sich ihre "Herrschaft" nur auf ein paar Dörfer und Städtchen beschränkt - in Schwierigkeiten, so ist Konfrontation, Nationalismus und Krieg allemal der beste Ausweg. Saddam Hussein will seine Isolation durchbrechen und muss seinem Volk Nationalismus anbieten, da es kein Brot gibt. Syriens Herrscher sitzt auch noch nicht fest im Sattel, da kann ein bisschen Abenteurertum und Chauvinismus nichts schaden. Im Epizentrum des Konflikts haben sich derweil sowohl die palästinensische als auch die israelische Führung derart hoffnungslos verrannt, dass für viele nur noch die Flucht nach Vorne in die weitere Eskalation möglich scheint. Und im Pentagon hat man schließlich gleich einen ganzen Sack voll guter Gründe für einen Waffengang. Einer wäre z.B., den in letzter Zeit etwas aufmüpfigen Europäern (Deutschen) mal zu zeigen, wer hier der "starke Partner" ist.

Und so sind denn Syriens Truppen genauso in Alarmbereitschaft wie US-Einheiten in Europa, während die irakische Armee bereits an der Grenze zu Syrien aufzieht und Bashar Assad, Damaskus neuer starker Mann, demnächst zu "wichtigen strategischen Konsultationen" in Teheran weilt. Iran hatte angesichts israelischer Drohungen bereits angekündigt, Syrien beistehen zu wollen. Und dann ist da natürlich noch die Türkei, die nicht nur scharf auf die irakischen Ölfelder sondern auch ein Verbündeter Israels ist.

Was also tun als Linke? Israel bedingungslos verteidigen, wie es z.B. die "konkret" fordert? Die andere Seite unterstützen, weil es gegen die USA geht, wie einige "Antiimperialisten" meinen? Oder alle Kriegstreiber kritisieren und gegen die Einmischung des Westens protetstieren? (wop)

LinX-Startseite