Betrieb & Gewerkschaft
"Gute Arbeit - neue AERA!" unter diesem Motto will die IG Metall die Arbeitsbedingungen zeitgemäß regeln:
Mit diesen Parolen wirbt die IG Metall in den Betrieben für einen "Tarifvertrag der Zukunft". Einholen vorm Überholen ist hier angesagt! Der gültige Lohn-Rahmen-Tarifvertrag (LRTV) f. d. Metallindustrie S-H trat 1967 in Kraft. Trotz einiger zwischenzeitlicher Änderungen ist der LRTV reichlich antiquiert. Der neuere Gehalts-Rahmen-Tarifvertrag (GRTV) trat 1988 in Kraft. Aufgrund des jahrelangen Geplänkels bis zur Einigung war auch der GRTV schon von der Entwicklung in den Betrieben überholt. Insbesondere die Verschiebungen der Qualifikationen und Tätigkeiten haben in weiten Bereichen zu einer Aufhebung der Trennung in Hand und Kopfarbeit geführt. Bisherige - z.T. schon in den 80igern begonnene - Gespräche und Verhandlungen über Entgelt-Rahmen-Tarifverträge (ERTV), in einigen Bezirken und wenigen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, waren nicht von erfolgreichen Abschlüssen gekrönt.
Jetzt werden die Tarifkommissionen (TK) der IG Metall die Forderung nach einem ERTV zur bundesweiten Tarifforderung "ERA" in 2001 erheben. Die fünf regionalen TKs des IGM-Bezirks Küste tagen in der 13. Kalenderwoche. Die erste Tarifverhandlung im Norden ist am 28.03.01. Die Verhandlung ist vorbereitet: In einer "Technischen Kommission" sind zwischen IG-Metall Küste und AGV-NORD Kompromisslinien ausgelotet worden. Doch NORDMETALL hat Probleme im eigenen Lager, das zu 80% aus Kleinbetrieben besteht: Die Kapitalisten bzw. deren Personalchefs sind sich uneinig, u.a. in bezug auf das Kriterienraster, der Leistungsbeurteilung, der (verbindlichen!) Eingruppierung frisch ausgelernter Facharbeiter. Die "Herrschaften" sprechen in dem Zusammenhang gerne vom "Hochdienen" (was natürlich von ihrem Wohlwollen abhängt!), und favorisieren wiederholt ein 66 Entgeltstufen umfassendes System. Die IG Metall will zwölf Entgeltgruppen incl. vier jeweils anhängende Aufbaustufen (eine Zeitstufe und drei Qualifikationsstufen), worüber in der gemeinsamen Technischen Kommission weitest gehende Einigung bestehen soll. Überholen ohne einzuholen ist gegenüber Teilen des Unternehmerlagers angesagt! Die Arbeitgeber werden im Mai - nach Tariferhöhung von 2,1% ( Tarifabschluss 2000!) - eine Effektivverdiensterhebung durchführen. Manche außertarifliche Zulage könnte in den Betrieben "übersehen" werden, wenn die Betriebsräte nicht ein Auge drauf haben! "Kostenneutralität" wollen die Kapitalisten - auch einzelbetrieblich - bei einem ERA halten. Das wird interessant, auch im Hinblick auf die Tarifrunde in 2002: Lohn- u. Gehaltsforderungen, Pardon, Entgeltforderungen stehen dann an! Auch zur Verrechnung?
(W. Jard)