Atomkraft

Aufruf zum Castor Tag X:

Es ist mal wieder so weit

Ende März sollen 6 Castor Behälter mit hochradioaktiven Glaskokillen aus der französischen Plutonium-Fabrik La Hague in das Zwischenlager bei Gorleben transportiert werden. Die Lagerkapazitäten der Kraftwerke gehen zur Neige und Frankreich will keine abgebrannten Brennelemente mehr annehmen, solange von dort nicht einige Castorbehälter mit dem nach der Wiederaufbereitung übrigen Müll zurück nach Deutschland fahren. Dies ist die erste Fahrt von Castorbehältern nach Gorleben seit dem Skandal um die am Castor haftenden radioaktiven Teilchen im April 1998 und dem damit verbundenen Transportstop.

Atomenergie birgt unberechenbare Gefahren für Mensch und Umwelt. Das allein ist Grund genug, alle Atomkraftwerke sofort abzuschalten. Nicht zu vergessen ist, dass die Nutzung von Atomenergie eine Legitimation für Forschung und Produktion in diesem Bereich darstellt, die nicht nur zivilen Zwecken dient. So fällt bei der Wiederaufbereitung Plutonium an, das für Atomwaffen benutzt werden kann.

Doch es geht uns um mehr, unser Anliegen geht über die Gefährdung durch die radioaktive Strahlung hinaus:

Es ist die Systematik, es ist das System

Der Widerstand gegen Castor Transporte ist für uns ein Teil unser Kritik an den herrschenden Verhältnissen, die auf kapitalistischer Produktionsweise basieren. Die Säulen dieses Systems sind Ausbeutung der sogenannten "Dritten Welt" und von Arbeitskraft allgemein, patriarchale und rassistische Unterdrückung sowie Profitorientierung der Wirtschaft. So werden menschenfeindliche Technologien wie Atomkraft und Gentechnik entwickelt und eingesetzt, um Menschen zu kontrollieren und den Mehrwert auf lange Zeit zu sichern. Die Bevölkerung trägt dieses System mehr oder weniger bewusst mit - zur Sicherung des eigenen Wohlstandes.

Am Beispiel Atomindustrie ist klar zu erkennen, wie wirtschaftliche Interessen die Politik bestimmen. Daher ist es kein Wunder, dass die Grünen, in deren Parteiprogramm der Ausstieg aus der Atomkraft einst ein zentraler Punkt war, mittlerweile ihre Position verworfen haben.

Ausstiegslüge, Konsensdeal

Die Rot/Grüne Regierung verhandelte mit den Vertretern der Nuklearindustrie über den sogenannten Atomkonsens, der angeblich den Ausstieg aus der Atomenergie mit sich bringen soll. Den wahren Charakter des Vertrages verdeutlich ein Zitat des Vorstandschefs der Bayernwerke und Präsident des deutschen Atomforums: "Der Weiterbetrieb der Reaktoren ist auf Jahre gesichert. Unser erklärtes Ziel, die deutschen Kernkraftwerke zu wirtschaftlich akzeptablen Bedingungen nutzen zu können, haben wir erreicht."

Das was der Bevölkerung als Ausstieg aus der Atomenergie verkauft wird, ist in Wirklichkeit eine Bestandsgarantie der Atomanlagen für die nächsten Jahrzehnte. Es als Ausstieg zu bezeichnen, ist Taktik dieser Regierung, und soll zur gesellschaftspolitischen Beruhigung beitragen.

Wir sagen: Nein!

Wir sehen in dem Widerstand gegen die Castor-transporte die Möglichkeit, den Plänen von Staat und Kapital kräftig in die Suppe zu spucken. Dass wir da mit staatlich akzeptierten Aktionsformen nicht weit kommen werden, liegt auf der Hand. Wir werden uns nicht an einer von irgendwem diktierten Aktionsform orientieren, sondern je nach Sachlage selbst entscheiden, was wir für richtig halten - von gewaltfrei bis militant. Es ist alles "erlaubt", was nicht Menschenleben gefährdet.

Mit Mut, Entschlossenheit, Solidarität und Kraft können wir viel erkämpfen. Für uns beginnt Veränderung damit, selbstbestimmt in die Verhältnisse zu intervenieren.

But how to make it - das Konzept

Im folgenden erläutern wir das Konzept für den Tag-X, bzw. Tag-X minus. Natürlich ist es wie immer wichtig, dass auch im Vorfeld Aktionen laufen, der Castor zum Thema gemacht wird. Wie und Was bleibt den einzelnen Regionen und Gruppen selbst überlassen.

Der Transport soll schon ab Frankreich auf der ganzen Bahnstrecke blockiert werden. Die Hauptaktivitäten in Norddeutschland liegen jedoch im Wendland. Diesmal gilt die Aufmerksamkeit in erster Linie der 56 km Schienenstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg. Nach einer Auftaktkundgebung sollen die Aktionscamps entlang der Strecke bezogen werden. Außer im Bereich von X-1000malquer ist freie Wahl der Aktionsformen angesagt. Schleswig-Holstein beteiligt sich an dem Camp bei Govelin. Die Organisation der Camps ist Ausdruck unserer Utopie davon, wie Menschen miteinander handeln und kommunizieren. Entscheidungen laufen über Delegiertenplena, d.h. es ist ratsam, sich vorher oder auf den Camps in Gruppen zusammenzufinden. Es gilt: keine Alkoholexzesse, kein rassistisches oder sexistisches Verhalten!

In den folgenden Tagen wollen wir eine Situation schaffen, in der der Transport nicht mehr durchführbar ist. Sonntag, Montag und Dienstag soll es vielfältige Aktionen geben (s.u.). Wenn der Castor kommt, bietet die Gegend um die Schienen ein weites Feld für Aktionen. Hat der Castorzug doch den Verladekran in Dannenberg erreicht, werden wir uns die Straßen nach Gorleben vornehmen.

Hier noch einige (unvollständige) Tips für eure Vorbereitung

Aus Gründen der Mobilität vor Ort wäre es gut, wenn alle Menschen Plätze in Autos oder sonst Fahrräder haben. Packt warme Sachen und Kulinarisches ein (es soll Sanitäranlagen und Volksküchen in allen Camps geben, im Notfall ist jedoch Eigenversorgung angesagt). Nehmt eine gute Landkarte (z.B. Radwanderkarte) mit sowie Taschenlampen, Kochgeschirr, Planen, Transparentstoff, Farben, Werkzeug, Trillerpfeifen... Denkt an euren Personalausweis, habt die EA-Nummer bei euch (05849-971030) und informiert euch, was in Festnahmesituationen zu tun ist. Macht euch vorher schon Gedanken, wie ihr den Widerstand in die Praxis umsetzen wollt und was ihr dafür braucht. Es wird ein Campbeitrag von ca. 5 DM pro Person und Tag erhoben.

  • Demontiert den Atomstaat - Kampf dem System!
  • Gegen Herrschaft und Unterdrückung, antikapitalistisch und linksradikal!
Autonome Schleswig-Holstein

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