KERNspalte

Langsam kommt der Castor-Widerstand in die Puschen. Eine "Arbeitsgemeinschaft kritischer Bahnarbeiter" nutzte den Gorleben-Hype, um mal ganz ungehindert die Bahnstrecke vom ehemaligen AKW Lubmin zum Zwischenlager Greifswald zu beschädigen und zu blockieren. Auf der Strecke sollen bald die Überreste des demontierten Kraftwerks transportiert werden. Im Wendland übten die Gewaltfreien das Übernachten auf den Gleisen, Kinder entschärften eine Bombenatrappe, die nur mit Sand gefüllt war, 30 Greenpeace-Aktivisten, wie üblich mit reichlich Geld und Material ausgestattet, enterten den Verladekran in Dannenberg mithilfe eines LKWs und eines Hubwagens. Bei Hannover fuhr eine Güterzuglokomotive in eine Hakenkralle.

Gleichzeitig ist deutlich geworden, daß die von Grünen und Polizei angestrebte Trennung in "friedliche" und andere Demonstranten diesmal leichter fallen wird als je zuvor. Nicht nur, dass zwischen dem - von unsicherer Planung gebeutelten - Camp von X1000-mal-quer und all den "anderen" Camps eine geographische Lücke von 35 km klafft. Die 5 großen Umweltschutzverbände BUND, NABU, DNR, BBU und Greenpeace riefen den "Casus belli" aus mit der Maßgabe, dass die äußerste noch tolerable Waffe dieses Kriegsfalles die Sitzblockade auf den Gleisen sei. Rebecca Harms hat inzwischen auch festgestellt, dass sie hauptsächlich grünes Parteimitglied und nur nebenbei Bewohnerin des Wendlandes ist, deshalb will sie sich in der Frage der Castor-Blockaden "nicht verkämpfen". Ihre neue Partei-Vorsitzende, Claudia Roth, wirbt bei Castor-GegnerInnen "um Vertrauen" für die Parteiratsresolution, nach der gewaltfreie Blockaden an sich was Gutes sind, aber nicht bei Castor-Transporten und "nicht gegen diese Regierung". Außerdem seien die Grünen "Teil der Anti-AKW-Bewegung". In der gibt es also 3 Fraktionen: Diejenigen, die "Vertrauen" haben und gar nicht demonstrieren; diejenigen, die Sitzblokkaden machen; und die anderen, Commissario, übernehmen Sie!

Polit-Clown Jürgen Möllemann will auch mal einen Castor transportieren: Mit einem Zeppelin von "Cargolifter", schlug er vor. Ab 2004 sollen die bis 160 to tragen können. Vermutlich müßten sie aber höher als 9 m fliegen. Das ist die getestete maximale Fallhöhe, bei der die Behälter noch heil blieben. Und so ein Luftschiff vom Himmel zu holen, das kann ja nicht so schwer sein.

Biblis hat ein chronisches Verstrahlungsproblem - die mit Abstand höchste Jahresdosis aller deutschen AKW - und Cattenom ein akutes: Block 3 evakuiert, 131 Beschäftigte untersucht.

Das Temelin-Telegramm: 25.2.: Probebetrieb nach fast 6 Wochen wieder aufgenommen. 1.3.: IAEA-Kommission beendet die Inspektion der Anlage und gibt gute Noten für den Gesamtzustand, aber: "Andere Bereiche müssen verbessert werden." 8.3.: Temelin abgeschaltet, provisorischer Austausch von Ventilen wegen Vibrationen an der Hauptturbine, Reparatur soll 6 Tage dauern. Die nächste Abschaltung ist schon sicher: Im Juni sollen bei einem zweimonatigen Stillstand alle Ventile gegen ein neues Modell ausgetauscht werden.

Neonazis haben die öffentlichen Diskussionsseiten von Anti-AKW-Initiativen im WWW genutzt, um zu einer Kampagne "Umweltschutz ist Heimatschutz" aufzurufen. Der Verfassungsschutz machte daraus eine "Solidarisierung von rechts und links". Die Internetseiten sind inzwischen gesperrt worden.

(BG)

LinX-Startseite