Grüße vom Kuckuck

Verehrter Herr Cordes!

Das haben Sie als einzelhandelspolitischer Sprecher der CDU nun wirklich nicht verdient. Doch seien Sie sich dessen gewiss: Die Briefe in den KN vom 05.03.2001, die in dem Plan Ihrer Fraktion, den Kleinen Kiel durch einen Bootsverleih mit angeschlossener Pommes-Bude zu beleben und damit die Kieler Altstadt attraktiver zu machen, eine Gefährdung der Wasservögel oder gar eine "erschreckende Kulturlosigkeit" sehen, sind bösartig und bestimmt nicht Volkes Stimme. Die nämlich haben Sie erhört, bis schließlich Ihr Vorhaben im Bauausschuss von allen Fraktionen lebhaft begrüßt und Herr Stadtbaurat Klein-Knott beauftragt wurde, zügig mit den weiteren Planungen zu beginnen, damit die Visionen des Ratsherren Jens Moriz in Erfüllung gehen, dass bereits im Sommer nächsten Jahres "die ersten Boote vom Ratsdienergarten ablegen können".

Seit Jahren bemühen sich nun Gewerbe-, Kultur- und Verschönerungsvereine, Stadtplaner, Center-, City-, und Creative-Manager, Frau Schubert-Riese und Herr Erichsen nicht nur darum, die Kieler Altstadt zu erfinden, sondern ihr auch noch etwas Leben einzuhauchen. Sie erträumen sich Kultur- und Kunstmeilen, edle geistige und sinnliche Genüsse in Schlössern und Hackeschen Höfen, fröhliche Touristen und eitle Flaneure ... und dann kommen Sie, und plötzlich ist alles ganz einfach: Paddeln auf dem Kleinen Kiel!

Nun werden böse Zungen einwenden, dass Sie möglicherweise das Projekt "Stadt 2030" missverstanden haben. Das fordert immerhin einen umfassenden Umbau Kiels zu einer Stadt "die am und mit dem Meer lebt, wohnt und arbeitet". Ich versichere Ihnen: Das Gegenteil ist der Fall; denn auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Den haben Sie mutig getan.

Wie Recht Sie damit hatten, beweist die an das Hamburger Landschaftsarchitektenbüro Küllmer + Casemann vergebene Studie, die zu dem erfreulichen Ergebnis kommt, dass ein Bootsverleih mit angeschlossener Gastronomie an der besagten Seenplatte machbar, das Klohäuschen am Martensdamm als Standort jedoch ungeeignet ist. Und wie weitsichtig Sie gedacht haben, beweisen die Überlegungen der Hafenwirtschaft, zukünftig den ausgedienten Ostseekai für die Kreuzfahrer zu nutzen. So greift in Kiel ein Rädchen ins andere. Für die seereisegestressten Urlauberinnen und Urlauber ein erholsamer Bummel durch den Schlossgarten mit anschließender Bootsfahrt. Einmal Sparkasse Kiel und zurück, welch glänzende Idee. Die aber, darauf bestehe ich, ist von mir. Jetzt, verehrter Herr Cordes, machen Sie entschlossen den zweiten Schritt. Fordern Sie (wie heißt das in Ihrer Sprache?) eine wetterunabhängigige, ganzjährige Nutzung dieses Paddelparadieses, fordern Sie seine Überdachung.

Eine Frage, verehrter Herr Cordes, bleibt jedoch auch dann unbeantwortet, wenn Herr Klein-Knott versichert, dass die vorhandenen Parkflächen für den Bau des Gastronomiebetriebes "nicht in Anspruch genommen werden müssen": Sind Sie sich sicher, dass der zur Verfügung stehende Parkraum tatsächlich dem Ansturm gewachsen ist?

Das fragt Sie ein besorgter Kuckuck, der weiß, wie schnell ein großer Plan an kleinen, vorher nicht bedachten Unwägsamkeiten scheitern kann. Deshalb fordere ich Planungssicherheit für die Tourist-Information durch ein weiteres Gutachten.

Damit grüße ich Sie, verehrter Herr Cordes, ganz herzlich und verbleibe voller Bewunderung,

Ihr Kuckuck

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