Debatte

An den Bundeskanzler, Herrn Gerhard Schröder

/ An unseren SPD-Abgeordneten, Kollegen Peter Dreßen / An die Ortsverwaltung Freiburg der IG Metall / An die Bezirksleitung Stuttgart der IG Metall / An den Vorstand der IG Metall

Schröder verunglimpft Arbeitslose als Faulenzer! - Jetzt reicht’s endgültig!

Offener Brief der Betriebsräte und Vertrauensleute der Fa. SICK AG, Waldkirch

 

Sehr geehrter Herr Schröder, als Konzernbetriebsräte, Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall - Firma SICK AG, Waldkirch - protestieren wir aufs Schärfste gegen ihre jüngsten Ausfälle gegen arbeitslose Mitbürger; unsere Kolleginnen und Kollegen.

Wir sind entsetzt und empört über ihre Behauptung, große Teile der Arbeitslosen "könnten arbeiten, wollen aber nicht!" Sämtliche Sozial- und Armutsberichte der letzten Jahre stellen übereinstimmend fest, dass ein wesentlicher Grund für Verarmung in dieser reichen BRD die Arbeitslosigkeit ist, an zweiter Stelle der Ursachen für Armut zitiert z.B. die Arbeiterwohlfahrt in ihrem Sozialbericht 2000 die "unterdurchschnittlichen Einkommen trotz Job":

Glauben Sie wirklich, dass Millionen Menschen in unwürdigen Verhältnissen leben aus Faulheit? Nein, mit Ihren unverantwortlichen Äußerungen bedienen Sie dumpfe Stammtisch-Vorurteile und heizen Sie die Stimmung gegen Arbeitslose, Arme, Obdachlose weiter an - in einer Zeit, in der sich Rechtsradikale längst nicht mehr nur an Ausländern vergreifen, sondern auch Obdachlose schon erschlagen haben ...

Wir wenden uns mit aller Entschiedenheit dagegen, dass Sie als Bundeskanzler eines der reichsten Länder dieser Erde sich zum Sprecher solcher Vorurteile und nachweislich falscher Behauptungen aufschwingen. Wir können dem Kommentator der "Frankfurter Rundschau" vom 07.04.2001 nur recht geben, wenn er schreibt:

"Worüber redet der Kanzler eigentlich? Nach wissenschaftlichen Erhebungen schlüpfen tatsächlich einige zehntausend Bürger bei Arbeits- und Sozialämtern unter. Aber 95 Prozent bemühen sich redlich, aber vergeblich um einen Job. Doch der Kanzler stellt alle unter Generalverdacht. Wie war das Motto des SPD-Wahlkampfes 1998? Innovation und Gerechtigkeit? Die Bilanz fällt zunehmen bitter aus".

Wir sind nicht nur verbittert über ihre Hetzparolen, wir fordern unsere Gewerkschaft, die IG Metall, hiermit auf, umgehend aus einem "Bündnis für Arbeit" auszutreten, aus dem Sie jetzt offensichtlich ein "Bündnis für Zwangsarbeit für Arbeitslose" zimmern wollen. Die Gewerkschaften sollten sich für eine solche reaktionäre Politik, die Arbeitslosen zu jedem Hungerlohn in übelste Arbeitsverhältnisse pressen will, keinen Tag länger hergeben. Da machen wir auf keinen Fall mit. Das wäre auch ein schreiender Widerspruch zur Kampagne der IG Metall: "fairteilen", die wir sehr begrüßen. Es reicht, Herr Schröder - BASTA!

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