Anti-Atom / Antifaschismus

Pastoren beschönigen rechte Gewalt

Kirchliche MitarbeiterInnen und PastorInnen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg haben die Proteste gegen den Gorleben-Transport im März begleitet und einen Bericht verfaßt, der nun in der Elbe-Jeetzel-Zeitung scharfe Kritik hervorgerufen hat. Dabei geht es konkret um einen Vorfall bei Dahlenburg, der wohl den meisten entgangen sein dürfte und doch interessant genug ist, hierzu Auszüge aus einem Leserbrief an die EJZ wiederzugeben:

Pastoren der Samtgemeinde Dahlenburg und Bleckede waren als Augenzeugen zugegen, als eine Gruppe von Demonstrantinnen und Demonstranten auf dem Weg von Dumsdorf nach Lemgrabe am Abend des 27. März aus zwei Fahrzeugen von Mitgliedern der rechtsradikalen Szene angegriffen wurden. Aus einem der beiden Fahrzeuge wurde aus dem offenen Fenster mit einer Schreckschusspistole geschossen. Das andere Fahrzeug fuhr mit Vollgas und Auskuppeln in den Demonstrationszug hinein, ohne Rücksicht darauf, Menschenleben zu gefährden. Dass niemand an- oder umgefahren wurde, wie in Dannenberg auf der Stunkparade geschehen, grenzt an ein Wunder. Dieses Fahrzeug entkommt.

Das Andere wurde von Demonstranten gestoppt. BGS-Beamte stellten Schusswaffe und Autoschlüssel sicher. Die herbeigerufene örtliche Polizei begrüßte die beiden Männer per Handschlag. Eine Alkoholkontrolle fand nicht statt, trotz im Auto befindlicher Bierdosen. Nach Feststellung der Personalien setzten die beiden Männer ihre Fahrt fort.

Im Pastorenbericht heißt es dazu: "Vorfall mit Chaoten. Sie rasen mit ihrem Auto auf Demonstranten zu und schießen mit einer Schreckschusspistole aus dem offenen Autofenster." Anstatt die Gewalttäter als das zu benennen, was sie sind - Rechtsradikale - ist von "Chaoten" die Rede. Abgesehen davon, dass sich Pastoren hier eines der Lieblingswörter im Sprachgebrauch der Polizei zu eigen machen, um Atomkraftgegnerinnen und -gegner in ihrem Widerstand zu diffamieren, halte ich es für gefährlich, wenn Repräsentanten der Kirche durch beschönigende Darstellung rechte Gewalt gegen Menschen verharmlosen und sich um eine klare Stellungnahme herumdrücken.

Der Nazi-Aufmarsch in Uelzen am 7. April unter dem Motto "Umweltschutz ist Heimatschutz - gegen linke Gewalt" hat u. a. unmissverständlich gezeigt, wie rechte Propaganda Atomkraftgegner/innen zum Ziel der rechten Szene macht. Will sich die Kirche nicht den Vorwurf der Verharmlosung und damit der Mittäterschaft gefallen lassen, täte sie gut daran, mehr Zivilcourage gegenüber gewalttätigen Rechten zu zeigen, Augen und Ohren aufzusperren und öffentlich zu benennen, was sie sieht. Karin Berger, Bischof

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