KERNspalte

Nach Informationen der Regenbogen-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft wird es am Montag, den 14. Mai, einen Castor-Transport von Brunsbüttel und Stade nach La Hague geben. In Brunsbüttel stehen zwei, in Stade ein Behälter mit abgebrannten Brennelementen fertig beladen zur Abfahrt bereit. Die Transportstrecke soll von Brunsbüttel (Gleisanschluss) durch den Kreis Pinneberg nach HH-Eidelstedt, Barmbek, Wandsbek über Wilhelmsburg nach Harburg führen, wo der Behälter aus Stade angekoppelt wird. Die Auftaktdemo hat schon am 6. Mai stattgefunden, am Transporttag selbst ist Sammeln am Harburger Rathaus ab 6 Uhr früh angesagt, dann soll die Demo weiter zum Harburger Bahnhof ziehen und die Transportstrecke kontrollieren.

Nicht so besonders zahlreich war es am 24. April in Neckarwestheim/Biblis geworden. Kaum 150 Castor-Gegner konnten den Abtransport nach Sellafield nicht aufhalten. In Biblis versammelten sich 500, aber erst, nachdem der Castor schon weg war, und aus einem ganz anderen Grund: 15. Jahrestag von Tschernobyl. Nur in Dünkirchen gab es eine kleine Verzögerung. 4.500 PolizistInnen verteidigten den Atommüll. Der kam am 30. April in der Skandal-WAA Sellafield an, wo er säuberlich aufgeteilt wird: Ein Teil in die Irische See, ein Teil in die Luft, ein kleiner Teil verschwindet ungeklärt und ein Rest findet sich in neuen Brennelementen wieder, deren Papiere vermutlich gefälscht werden.

Vermutlich ebenfalls unmittelbar bevor steht ein Transport vom stillgelegten brandenburgischen AKW Rheinsberg in das vorpommersche Zwischenlager Nord (ZLN) in Greifswald-Lubmin. Greifswalder Atomkraftgegner haben Proteste angekündigt, weil sie den Transport für überflüssig halten: Der Müll liege in Rheinsberg genau so gut wie in Lubmin.

Die weitere Transportlage stellt sich jetzt so dar: Noch ein Glaskokillentransport mit sechs Behältern in diesem Herbst nach Gorleben, dann jährlich nur noch einer, allerdings mit bis zu 18 Behältern. Die WAA-Transporte von den AKWs werden dagegen etwa wöchentlich erfolgen. Viele Abklingbecken sind noch voll (Biblis, Stade), Dutzende von Transportgenehmigungen schon erteilt, einige Brennelementewechsel stehen noch bevor.

Vor zwei Wochen schrieb ich: "Seit dem 18. April. liefert Temelin wieder Strom (jedenfalls bis Redaktionsschluss)." Aber auch keinen Tag länger! Am Sa, 21. April, musste der tschechische Reaktor wegen eines Lecks im Kühlsystem auf 2% Leistung gedrosselt werden und wurde vom Netz genommen. Am nächsten Tag erreichte ein nicht angekündigter Transport von neuen russischen Brennelementen über Stettin (Polen) das Atomkraftwerk. Österreichische Politiker sprachen von einer "Provokation der Sonderklasse". Da wussten sie noch nicht, dass die Kraftwerksleitung der Öffentlichkeit einen schweren technischen Defekt lange Zeit verschwiegen hat, der am 3. Mai zum vollständigen Stopp der Kettenreaktion für mindestens zwei Monate geführt hat: Eine Turbinenwelle im Niedrigdruckteil eines Rotors war beschädigt worden und wurde trotzdem solange weiter betrieben, bis sie praktisch auseinanderfiel. Möglicherweise ist jetzt auch das Hochdruckteil des Rotors durch Vibrationen verformt worden. Da außerdem die Regulationsventile ausgetauscht werden sollen, ist mit einer endgültigen Inbetriebnahme nicht vor August/September zu rechnen. Zu einer Verschrottung des Reaktors ist Parlamentspräsident Vaclav Klaus jedenfalls nicht zu bewegen. (BG)

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