Leserbrief

zur "LinX" 9/01

Links vom wirklichen Leben?

Wenn jemand einem Artikel eine Einleitung voranstellt, die fast ein Viertel des ihm zur Verfügung stehenden Platzes einnimmt und so offensichtlich nur dem Beweis der eigenen Witzigkeit dienen soll, dass der Verfasser ungeniert zugeben kann, von dem Ereignis, auf das er in dieser Einleitung anspielt, nicht die geringste Ahnung zu haben, kann man von den darauf folgenden Zeilen schon nichts Vernünftiges mehr erwarten. Stünde der Beitrag in einem Presseorgan, dessen Herausgeber ihre Textlieferanten nach Zeile bezahlen, könnte man dahinter das verständliche Bemühen vermuten, auf leichte Weise an Geld zu kommen. (Solches Anliegen sollte allerdings nur verfolgen, wer auf die vollkommene Unfähigkeit des zuständigen Endredakteurs hoffen darf.)

Der Artikel stand aber in der "LinX". Nicht jeder Blödsinn wird für Geld geschrieben. "Worum es da genau ging, konnte der Kolumnist bis Redaktionsschluss nicht mehr recherchieren", schreibt da jemand (bzw. schreiben zwei, nämlich cs und jm, die hier gemeinsam als "der Kolumnist" firmieren), der gar nicht versucht hat, zu recherchieren, was von ihm dann mit gegenwärtigen politischen Ereignissen verglichen wird. Dass er dann auch noch über Marx schreiben muss, den er nicht lesen kann oder will, und über politische Aktionen, über die er sich nicht informieren will (alternativ: über die er seine LeserInnen nicht wahrheitsgemäß informieren will), passt ins Bild. "Herr, send’ Hirn!" - Wenn der Kolumnist dies wenigstens für sich selbst erbitten würde, wäre noch Hoffnung ... (D.L.)

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