Antifaschismus

Für die Freiheit, für das Leben ...

...Nazis von der Straße fegen! - Dieser Forderung, die sie auf einem Transparent der Kieler Öffentlichkeit unterbreiteten, verliehen etwa 40 AntifaschistInnen am 12. Mai durch eigenes Handeln Nachdruck. Als gegen 9:30 Uhr ein Trupp NPD-Faschisten am Europaplatz auftauchte, wurde er gleich in Empfang genommen und aus der Stadt begleitet, bevor auch nur ein NPD-Flugblatt verteilt werden konnte.

Einige der Nazis, unter ihnen Peter von der Born, Jens Lütke und André Goletz, hatten sich in Erwartung von gegen ihr Auftreten gerichteten Protesten ausgerüstet: mit Leinenbeuteln, die mit Flaschen und Getränkedosen gefüllt waren. Das ist kein harmloser Wochenendeinkauf: Diese Ausrüstung wird von den braunen Banditen gezielt als eine Art Totschläger benutzt. In Höhe Berliner Platz kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung, bei der die Faschisten versuchten, AntifaschistInnen zu verletzen. Genutzt hat es ihnen nichts. Angesichts der völlig ungehemmten Gewaltbereitschaft der Nazis (sie erinnern an Hunde, denen man die Beißhemmung abtrainiert bzw. weggezüchtet hat) ist die Besonnenheit der AntifaschistInnen an diesem Tag umso stärker hervorzuheben. Gäbe es in unseren Reihen auch nur einen Bruchteil der Skrupellosigkeit, die die Nazis fortgesetzt an den Tag legen, wäre etwa Peter von der Born gar nicht mehr in der Verfassung, irgendwo Flugblätter verteilen zu können. Das hätte sicher auch was. Aber unser Ziel sollte unter den gegebenen Umständen nicht sein, von uns aus eine öffentliche Keilerei vom Zaun zu brechen (und damit der Polizei die nicht auszuschlagende Einladung zum Eingreifen zu geben). Wir unterbinden Nazi-Propaganda. Wir beschlagnahmen faschistisches Propagandamaterial. Wir verweisen die Nazis des Platzes. Wir wehren uns, wenn sie uns angreifen, entschlossen und effektiv. Das scheint mir das sinnvollste Vorgehen zu sein. Ein Vorgehen, das Akzeptanz bei vielen finden kann, die unsere Aktionen nicht aktiv mittragen. Ein Vorgehen, das es den politischen VerantwortungsträgerInnen schwerer macht, AntifaschistInnen zu kriminalisieren.

Von den Nazi-GegnerInnen aus der Holstenstraße geführt, verdrückten sich die NPD-Anhänger übrigens stracks in den Kontakthof des Eros-Centers. Dort haben sie freundschaftliche Kontakte; ob die betreffenden Herrschaften über eine solche Demonstration der Verbundenheit sonderlich froh sind, kann ich nicht beurteilen. Die Polizei sperrte die Zugänge zum Hof ab. Ansonsten hielten sich die Polizisten weitgehend raus - auf jeden Fall gab es an diesem Tag keine Order, die AntifaschistInnen an dem beschriebenen Vorgehen gegen die Nazis zu hindern.

Gegen 13 Uhr erschienen wiederum Nazis in der Holstenstraße, die Kieler hatten Unterstützung aus Pinneberg erhalten. Stärker bewaffnet als am Vormittag und wüste Drohungen ausstoßend, traten sie den AntifaschistInnen gegenüber, wurden allerdings nun schon von der Polizei an weiteren Aktionen gehindert und aus der Innenstadt gewiesen. Wütend über ihre Niederlage, drohten sie ein Wiederkommen am folgenden Sonnabend an, um "Rache zu nehmen".

19.5.: Nazis und Polizei gewaltsam gegen AntifaschistInnen

Und sie kamen, ein größeres Aufgebot diesmal, mit Verstärkung aus Neumünster: an die 20 Mann, ausgerüstet mit Knüppeln, Latten, CS-Gas und Flaschenbeuteln versammelten sich auf dem Asmus-Bremer-Platz. Unter ihnen: Peter von der Born, Patrick Thiele, Jan Steffen Holthusen, Mike Tenten, Markus Engelbrecht; Peter Borchert, am Morgen auch in Kiel gesichtet, beteiligte sich an dieser Aktion nicht. Als sich eine Gruppe von AntifaschistInnen ihnen näherte, stürmten sie sofort auf diese zu und prügelten auf sie ein, verletzten zwei Menschen erheblich. Die Polizei, die wieder mit einem großen Aufgebot in der Stadt war, ließ es geschehen und sah sich das eine Zeitlang an, bevor sie eingriff - und dieser Eingriff richtete sich diesmal gegen die Nazi-GegnerInnen. Sie wurden eingekesselt, längere Zeit festgehalten und schließlich ins Polizeigefängnis in der Blumenstraße gebracht, das die letzten erst kurz vor 20 Uhr wieder verlassen durften. Dort wurden sie erkennungsdienstlich behandelt, es wird ermittelt wegen angeblichen Verstosses gegen das Versammlungsgesetz, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Landfriedensbruch. Soweit bekannt, wurde nur ein Nazi kurzzeitig festgenommen, und der wurde dann noch - mit welchem Ziel wohl? - für 10 Minuten mit einem Antifaschisten zusammen in eine Zelle gesteckt.

Die Faschisten aber durften am Nachmittag in der Holstenstraße verteilen.

Dieser Skandal, dieses Zusammenspiel von Polizei und Faschisten, muß ein Nachspiel haben. Nicht allein durch die stärkere Beteiligung an den antifaschistischen Aktionen an den kommenden Sonnabenden - das allerdings auch. Wer bisher abseits stand, obwohl er oder sie sich hätte beteiligen können, muß jetzt dabeisein. Darüberhinaus müssen die Menschen in allen Institutionen mit antifaschistischem Anspruch dafür sorgen, daß die politische Führung der Stadt und die Polizeiführung unter massiven Druck gesetzt werden. Der Schutz von Nazis und staatliche Gewalt gegen antifaschistische DemonstrantInnen ist ein Verbrechen, das nicht hingenommen werden darf. In diesem Sinne wird der Vorfall auch am Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus am 22. Mai zur Sprache kommen.

Wir sehen uns - am 26.5 in Oldenburg, an den kommenden Sonnabenden in der Kieler Innenstadt!

(D.L.)

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In Oldenburg plant die NPD am Samstag, den 26.5. eine Demonstration. Antifaschisten aus verschiedenen Städten SHs mobilisieren zu einer Gegenkundgebung. In Kiel trifft man sich um 8 Uhr am ZoB. Eventuell gibt es einen Bus, ansonsten wird die gemeinsame Fahrt mit PKWs organisiert.

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