Ökologie

Grüne Ministerin lässt klammheimlich Genmais zu

Das Bundessortenamt hat Ende März die Aussaat von acht Sorten gentechnisch veränderten Mais genehmigt, wie erst jetzt bekannt wurde. Des Bundesministerium für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, dem das Amt untersteht, teilte auf Anfrage mit, dass es sich dabei um auf ein Jahr befristete Genehmigungen für insgesamt 30 Tonnen Saatgut handelt. Die Lizenserteilungen waren erst mit eineinhalb Monaten Verspätung Mitte Mai im Bundessortenblatt bekannt gegeben worden. Seitens des Amtes und des zuständigen Ministeriums hatte es keine zusätzliche Information der Öffentlichkeit gegeben. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die die klammheimliche Genehmigung vor zwei Wochen publik machte, spricht von Geheimhaltung und fordert Ministerin Künast auf, Transparenz zu schaffen.

"So kann man nicht mit der Öffentlichkeit umspringen," meint Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. "Wenn die Regierung eine Agrarwende ankündigt, aber insgeheim Gen-Mais zulässt, täuscht sie die Menschen. Jetzt muss zumindest offengelegt werden, wo dieser Mais ausgesät wurde. Das Verbraucherministerium muss sicherstellen, dass weder Nachbarfelder noch Tierfutter oder Lebensmittel dadurch beeinträchtigt werden."

Doch dazu ist man offensichtlich nicht in der Lage. Eine Sprecherin des Ministeriums hatte keine Bedenken beim Vorgehen des Sortenamtes. Man habe dem Amt geraten, eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Die Genehmigungen beinhalten auch die Verwertung der Ernte z.B. als Tierfutter. Eine Kennzeichnungspflicht für die entsprechenden Produkte gäbe es nicht. Schuld daran, so die Ministeriumssprecherin, sei die EU.

Im übrigen stehe das Ministerium der Gentechnik sehr kritisch gegenüber und wolle den ökologischen Landbau fördern. Eine Garantie, dass diese Landwirte davor sicher sein könnten, dass ihre Feldfrüchte von gentechnisch verändertem Pollen bestäubt werden, konnte man im Ministerium jedoch nicht geben. Statt dessen versuchte man, sich in Ausflüchte zu retten, dass dies heut zu Tage sowieso nicht mehr auszuschließen sei, da dieser ja nicht an den Landesgrenzen halt mache.

Mit anderen Worten: Schuld ist das böse Ausland. Allerdings zeigte sich die Ministeriumssprecherin gegenüber dieser Zeitung auffallend uninformiert, was die rechtliche Situation in den Nachbarländern angeht, d.h., ob dort denn bereits weiträumig und unkontrolliert gentechnisch veränderte Sorten angebaut werden, wie (fälschlich) unterstellt. Auch hat man im Ministerium keine Informationen darüber, wo das Gen-Saatgut ausgesät wurde. Ja man konnte nicht einmal sagen, ob die Antragsteller zu entsprechenden Informationen verpflichtet sind. Bei Greenpeace schätzt man, dass mit den Genehmigungen ca. 1100 ha bestellt werden können. Rechnet man 17 weitere Tonnen Saatgut hinzu, die bereits im Dezember freigegeben wurden, dann könnte die betroffene Fläche rund 1600 ha umfassen.

Greenpeacer Then weist darauf hin, dass mehrere der genehmigten Maissorten die besonders umstrittenen Gene für Antibiotika-Resistenz enthalten. Einige Wissenschaftler befürchten, dass diese sich unkontrolliert ausbreiten und auch Artengrenzen überschreiten könnten. Das Ergebnis wäre eine Zunahme antibiotika-resistenter Bakterienstämme, die auch für Menschen zur Gefahr werden könnten. Antragsteller seien Aventis, Monsanto, Pioneer und Syngenta gewesen. Der europäische Hersteller Aventis (ehemals Hoechst) war im letzten Jahr in den USA erheblich unter Druck geraten, weil sein nur als Tierfutter zugelassener StarLink-Mais in Lebensmitteln gefunden worden war. Auch in verschiedenen europäischen Ländern waren entsprechende Produkte aufgetaucht.   (wop)

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