global village

Rund 10.000 Abschiebungen im Jahr mit Lufthansa-Linienflügen. Das ist ein beachtliches Zubrot für die zweitgrößte Fluggesellschaft Europas. Nicht erst seit dem zweiten Todesfall auf den Flügen 1999 ist die Lufthansa in die Schusslinie der Antirassismus–Gruppen geraten. Nun plant das Netzwerk "Kein Mensch ist Illegal" und die Initiative "Libertad!" eine Demonstration gegen die Abschiebe-Unterstützung des Unternehmens. Am 20. Juni soll zeitgleich zu der in Köln stattfindenden Aktionärsversammlung die Internetseite www.lufthansa.com gemeinsam "begangen" werden. Rechtzeitig vor der Demo wird auch ein hilfreiches Softwaretool zur Demoteilnahme bereit stehen. Statt eCommerce also eProtest: "Wenn man [im Internet] schmutzige Geschäfte machen kann, kann man dort auch demonstrieren", meint eine Kampagnensprecherin.

Der SSW warnt vor staatlicher Schnüffelei im Internet: "Gerade die modernen Mittel der Telekommunikation bieten unbegrenzte Möglichkeiten zur Erfassung und Speicherung von Daten. Der moderne Mensch kommt nicht weit, ohne eine Spur von Daten hinter sich her zu ziehen. Und eben diese weckt die Begierde der Datensammler und die Verzweiflung der Datenschützer." Die Partei der dänischen Minderheit wendete sich daher in einer Landtagsdebatte dagegen, "dass Telekommunikationsanbieter verpflichtet werden (...), ihre Verbindungsdaten für die Behörden zu lagern." Die Landesregierung solle alle ihre Mittel ausschöpfen, um die Umsetzung der neuen Telekommunikations-Überwachungsverordnung der Bundesregierung zu verhindern, die bisher allerdings nur im Entwurf vorliegt.

Der SSW erinnerte bei der Gelegenheit noch einmal an die AN.ON-Initiative des schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten, die anonymes Surfen im Internet gewährleisten soll.

In Seattle (USA) hatten übrigens FBI-Beamte im April während der Proteste gegen den All-Amerikanischen-Gipfel in Quebec (Kanada) das dortige Unabhängige Medienzentrum (Indymedia) besetzt und die Herausgabe der Verbindungsdateien der letzten Wochen verlangt. Begründung, Ein unbekannter Schreiber hatte auf den frei zugänglichen Seiten (www.indymedia.org) aus vertraulichen Polizeidokumenten veröffentlicht. Indymedia-Seattle wurde für mehrere Tage lahmgelegt und den Betreibern sogar verboten, über den Grund dafür andere zu informieren. Mehr Informationen unter www.germany.indymedia.org. Indymedia-Seattle wurde 1999 in Zusammenhang mit den Protesten gegen die WTO-Konferenz gegründet. Seitdem hat sich die Indymedia-Idee wie ein Lauffeuer in Amerika, Australien und Europa ausgebreitet.

Die großen Anbieter wie T-Online wollen künftig ihr Geld mit den Inhalten, statt mit Verbindungsgebühren machen. Stichwort Informationshandel. Ein Gedanke, der der ursprünglichen Idee des Internets diametral entgegengesetzt ist. Unterdessen haben innerhalb weniger Wochen 1400 Wissenschaftler aus 130 Ländern einen Appell unterschrieben, der sich gegen gebührenpflichtige Online-Archive ausspricht und fordert, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung öffentliches Eigentum sein und für jedermann frei zugänglich sein müssen. Die Herausgeber von Nature, einem der wichtigsten internationalen Fachblätter für Medizin und Naturwissenschaften weigern sich bisher, dem nachzugeben. Der Appell droht daher mit einem Boykott.    (mk, wop)

LinX-Startseite