Anti-Atom

Wiederaufarbeitung:

Sicherheitsmängel beleben das Geschäft

Es war einmal eine Studie, die hatte der Bundesumweltminister beim Ökoinstitut Darmstadt in Auftrag gegeben. Das Ökoinstitut schickte seine besten Leute, Antje Benischke und Christian Küppers, nach La Hague und Sellafield. Die maßen dort in der Umgebung die Radioaktivität und schrieben einen Bericht, den legten sie im Februar 2000 dem Bundesamt für Strahlenschutz vor. Es begab sich aber erst am 28. Mai des nächsten Jahres, dass die Sendung "Report" aus Mainz im Fernsehen darüber berichtete, und da schlug ein Sturm der Entrüstung los. Naja, ein Wind.

Die Forscher hatten nämlich festgestellt, dass deutsche Grenzwerte in Frankreich 7-fach, in England 20-fach überschritten wurden. In diesen Ländern selbst, und das war und ist keine Überraschung, sind diese Strahlenwerte allerdings legal.

Autor Küppers stellte kürzlich erneut fest, die Anlage in Sellafield sei nach deutschem Recht nicht genehmigungsfähig und keinesfalls auf dem Stand der heutigen Technik. So könnte durch Nachrüstung die Freisetzung radioaktiver Nuklide um den Faktor 10.000 reduziert werden. Das rief den stellvertretenden Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Wolfgang Köhnlein, auf den Plan: "Report" erfuhr, die Strahlenbelastung sei nicht zumutbar und berge Gesundheitsgefahren für die Menschen, die dort wohnen. Der Kasseler Atomrechtsexperte Alexander Roßnagel zweifelte, ob die deutschen Atommülltransporte in beide Anlagen überhaupt legal seien. Deutsche Betreiber seien laut Atomgesetz verpflichtet, die Entsorgung schadlos durchzuführen, was die Studie zu widerlegen scheine. Und auch Rebecca Harms von den niedersächsischen Grünen forderte, die deutschen Verträge zur Wiederaufarbeitung so schnell wie möglich zu kündigen. Ein Ministeriumssprecher sagte auf Anfrage, dies belege nochmals, dass die Wiederaufarbeitung kein geeigneter Weg sei, um Atommüll zu entsorgen.

Was aber weder BMU noch BfS hindert, weiter Atommüll dorthin zu karren. Erst kurz vor der Sendung erteilte das BfS 24 weitere Transportgenehmigungen in beide WAAs an die Bahntochter "Nuclear Cargo and Service" NCS, und schon am 11.6. wird es wieder einen Transport von Biblis nach La Hague geben. Rechtliche Voraussetzung für diese Genehmigungen ist, es kann nicht oft genug betont werden, dass die Genehmigungsinstanzen keine Sicherheitsbedenken bezüglich des Transports, aber auch der Verwertung und Behandlung der Abfälle haben.

Das fanden die Schweizer ein gutes Beispiel. Deshalb nahmen auch sie die Transporte nach Sellafield wieder auf, und zwar am 29.5. vom AKW Mühleberg nahe Bern mit 14 abgebrannten Brennelementen in zwei Behältern. Sieben weitere Transporte mit 63 BE sind noch in diesem Jahr geplant. Da man sowieso keine Sicherheitsbedenken hat, durfte BNFL (British Nuclear Fuels Ltd, Betreiber von Sellafield) den Transport gleich selber durchführen. Zwar hatte die englische Nuclearsicherheitsbehörde noch einiges an der Sicherheit in Sellafield zu bemängeln, aber das Schweizer Energieunternehmen BKW Energie AG konnte erfolgreich auf die als unbedenklich eingestuften Transporte aus Deutschland und den Niederlanden verweisen.

(bg)

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