Globalisierung

Zwanzig Stunden in schwedisch (-dänischer) "Bushaft"!

Acht Kieler aus dem Bündnis BASTA! hatten sich entschlossen, gemeinsam mit einem von der SAV-HH gecharterten Bus zu der Großdemonstration "Für ein anderes Europa!" am 16.06.01 nach Göteborg zu fahren. Dieses Vorhaben wurde von der schwedischen Polizei zügig nach Grenzübertritt vereitelt. Nach der Fährüberfahrt Helsingör – Helsingborg wurde unser und ein weiterer Bus aus MV gestoppt und unter Mitnahme von ca. zehn Polizeioffizieren pro Bus zu einer Kaserne in der Nähe von Göteborg eskortiert. Nachdem jedeR einzelne und der gesamte Bus von einem massiven Polizeiaufgebot intensiv durchsucht wurde, wurden wir nach Festsstellung unserer Personalien wieder in den Bus zurückgetrieben.

Die darauffolgenden zwölf Stunden, die wir auf dem Kasernenhof verbringen mussten, waren von einer massiven Enge geprägt. Meist durften maximal drei Personen den Bus verlassen, zeitweise gelang es uns, dass doch mehr Menschen herauskamen – hing sehr stark von der Menge der anwesenden Polizisten und unserer Entschlossenheit ab! -

Während der ganzen Inhaftierungszeit wurden uns, außer dem Verweis auf die allgemeine Sicherheitslage, keinerlei Gründe für unsere Festsetzung genannt. Die schwedischen Polizisten "faselten" von "Ausländerkontrolle" --- zwölf Stunden Kontrolle!

Nach ca. zehn Stunden kam es erstmalig zu Verhandlungen – die Abschlusskundgebung der Demo war schon mehrere Stunden vorbei – über unsere Abreise und das Schicksal der vier Verhafteten aus dem Bus aus MV. Den vier extra Herausgegriffenen wurden keine Straftaten, die sie in Schweden oder anderswo begangen haben sollten, vorgeworfen. Der einzige Grund für ihre Festnahme, ED–Behandlung und Abschiebung via Abschiebegefängnis war, dass sie in der Vergangenheit in der BRD polizeilich registriert wurden. Datenaustausch unter der Polizei. Hier klappt die europäische Zusammenarbeit perfekt.

Die Alternative, die der Polizeisprecher bezüglich unserer Freilassung (einschließlich der vier)anbot, war entweder eine Inhaftierung für ein bis zwei Tage mit anschließender Abschiebung, oder das Zurücklassen der vier Gefangenen. Mehrheitlich wurde sich für Letzteres entschieden, da schwedische GenossInnen (u.a. der EA Göteborg) wussten, wo die vier inhaftiert waren, und wir nicht die Position hatten, irgendetwas außerhalb durchzusetzen.

Nach diesen zwölf Stunden wurden wir zum Polizeipräsidium in Göteborg eskortiert und mussten dort auf unsere Eskorte zur Grenze warten. Bis Helsingborg wurden wir von der schwedischen Polizei eskortiert und durften selbst auf der Fähre den Bus nicht verlassen. In Helsingör angekommen wurden wir direkt von heftig bewaffneter (dicke Gürtel mit CS-Granaten) dänischer Polizei in Empfang genommen und wurden von diesen bis nach Rödby geleitet, ebenfalls ohne die Möglichkeit, den Bus zu verlassen. Erst auf der Fähre Rödby – Puttgarden konnten wir uns erstmalig frei bewegen.

Zur Durchsetzung ihrer Interessen ist den Herrschenden (der EU) jedes Mittel recht: Vom Einsatz von Pferde- und Hundestaffeln, Inhaftierung von potentiellen DemonstrantInnen bis zum Einsatz von scharfer Munition und gegen Morgen des 17.06. in GBG halbautomatischen Waffen mit Laserzielsystemen.

Stellen wir uns gemeinsam gegen Neoliberalismus und die repressive Durchsetzung von Kapitalinteressen!

(lj)

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