Glossar

Anthropogen. Vom Menschen verursacht.

Atmosphärischer Raum. Narain benutzt das Konzept des Umweltraums. Darunter ist die Menge der Ressourcen zu verstehen, die nachhaltig genutzt werden kann, d.h. ohne dass sie unwiderrufbar verbraucht oder künftigen Generationen eine Umwelthypothek aufgebürdet würde, wie sie der globale Klimawandel darstellt. Im Falle der Atmosphäre heißt das, dass der nutzbare "Raum" aus der Hälfte des heute emittierten Kohlendioxid besteht. Das ist jener Anteil, den Biosphäre und Ozeane aufnehmen, der also nicht in der Luft verbleibt und somit nicht zur Verstärkung des Treibhauseffektes beiträgt. Pro Jahr und Kopf der Weltbevölkerung sind das 2 t CO2. In Deutschland liegen die durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen bei 10 t. In Indien weit unter 1 t.

Clean Development Mechanism (CDM), Mechanismus für Saubere Entwicklung. Industriestaaten können unter diesem Mechanismus Projekte zur Treibhausgasreduktion in Entwicklungsländern finanzieren und sich die Reduktion gutschreiben lassen. Der Streit in Den Haag ging u.a. um eine Negativliste für CDM, u.a. auch darum, ob Kernkraftwerke als CDM gelten.

COP. Conference of Parties. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention bzw. des Kyoto-Protokolls. In Bonn findet gerade die Fortsetzung der in Den Haag ergebnislos vertagten COP6 statt. COP1 war 1995 in Berlin.

Flexible Mechanismen. Oberbegriff für CDM, Handel mit Emissionen und Senken.

Handel mit Emissionen. Nach heftigem Widerstand der Entwicklungsländer erlaubt das Kyoto-Protokoll, dass ein Industriestaat, der die ihm zugestandenen Emissionen nicht wahrnimmt, diese Emissionsrechte verkaufen kann. Haken: Russland und die Ukraine werden aufgrund ihrer Dauerkrise die hohen Emissionsraten, die ihnen zugestanden worden, niemals wahrnehmen können. Andere Länder könnten sie ihnen abkaufen und für das Klima wäre nichts gewonnen.

IPCC. Intergovernmental Panel on Climate Change. Zwischenstaatlicher Ausschuss für den Klimawandel. Internationales Wissenschaftlergremium, das die Aufgabe hat, den Kenntnisstand der internationalen Klimaforschung zusammenzutragen und dem Verhandlungsprozess zur Verfügung zustellen. Anfang des Jahres wurde der dritte umfassende Bericht erstellt, an dem über 500 Autoren mitgewirkt haben. Aufgrund dessen, dass die meisten Staaten Mitglied im IPCC sind, haben die Regierungen ein Mitspracherecht bei der Formulierung der Berichte. Auf der einen Seite macht das den Editionsprozess zäh und konservative Staaten haben die Möglichkeit zu untervenieren, wenn es ihnen zu kritisch wird. Auf der anderen Seite verleiht das den trotz allem eindringlichen Warnungen des IPCC besonderes Gewicht und zwingt zu äußerster wissenschaftlicher Sorgfalt.

Klimarahmenkonvention. 1992 auf dem UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung verabschiedet. In Artikel drei wird davon gesprochen, dass die Vertragsparteien das Klima auf der "Basis der Gleichheit und ihrer gemeinsamen aber unterschiedlichen Verantwortung" schützen sollen. Sie verpflichten sich darauf, "die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, das gefährliche menschliche Beeinflussung des Klimasystems vermeidet." Die Industriestaaten verpflichten sich in der Konvention, bis zum Jahre 2000 ihre Emissionen auf dem Niveau von 1990 zu stabilisieren. Später behaupteten einige Staaten, dass dies nicht verbindlich sei. Die wenigsten haben dieses Ziel tatsächlich erfüllt.

Kyoto-Protokoll. 1997 in Japan verabschiedete Weiterentwicklung der Konvention. Sieht erstmals konkrete Reduktionsziele für die sechs wichtigsten Treibhausgase vor. Tritt erst in Kraft, wenn mindestens 55 Staaten ratifiziert haben, die 55% der Emissionen der Industriestaaten repräsentieren. Wegen dieser Bedingung müssten fast alle Industriestaaten sich einig sein, damit das Protokoll auch ohne die USA in Kraft treten kann. Auf deren Konto gingen 1990, das immer als Bezugsjahr genommen wird, 36,1% der Emissionen der Industriestaaten.

Luftfahrt. Flugzeuge sind nicht nur das mit Abstand energieintensivste Transportmittel, sie haben durch ihre Kondensstreifen auch noch einen zusätzlich-negativen Effekt für das Klima. Dünne hohe Wolken wirken nämlich erwärmend. Der derzeitige Anteil des Luftverkehrs am anthropogenen Treibhauseffekt wird daher auf 3,2% geschätzt. Alle Prognosen gehen davon aus, dass der Luftverkehr auch weiter stark zunehmen wird (um jährlich 3% bis zum Jahre 2050 so eine Schätzung des IPCC).

NGOs. Nichtregierungsorganisationen. Hier sind vor allem die im Klimanetzwerk CAN zusammengeschlossenen gemeint.

Nichtverbreitungsvertrag (NPT, Non Proliferation Treaty). Internationales Abkommen, dass die Verbreitung von Atomwaffen-Technologie verhindern soll.

Treibhaus. Wenn vom Treibhauseffekt die Rede ist, dann ist meist nur der zusätzliche, durch Entwaldung und industrielle Aktivitäten erzeugte gemeint. Es gibt jedoch auch natürliche Treibhausgase, die dafür sorgen, dass die Erde kein Eisklumpen ist. Das wichtigste ist der Wasserdampf, eine geringere Rolle spielt das Kohlendioxid, dessen atmosphärische Konzentration vor Beginn der Industrialisierung 280 ppm (Teile pro Million) betrug. Derzeit ist seine Konzentration auf 368,4 ppm (1999) angestiegen.

Anthropogene Treibhausgase. Das wichtigste ist das Kohlendioxid (CO2), das bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und -gas sowie bei Entwaldung freigesetzt wird. Auf sein Konto geht 55% des vom Menschen verursachten zusätzlichen Treibhauseffektes. Weitere Übeltäter sind die FCKW (9%), die kaum noch hergestellt werden, aber sehr langlebig sind, das Methan (CH4, 17%), das bodennahe Ozon (O3, 14%), das zumeist im Zusammenhang mit Sonnenlicht aus Stickoxiden entsteht, die wiederum vor allem aus Automotoren stammen und Stickstoffdioxid (N2O, 5%), das in der modernen Landwirtschaft z.B. aus Düngemitteln freigesetzt wird, sowie in einigen Prozessen der chemischen Industrie.

Quellen. Vom wichtigsten Treibhausgas CO2 wurden 1998 in Deutschland 886 Megatonnen (Mt) emittiert. Im Einzelnen: Kraft- und Fernheizwerke 339, Industrie 148, nichtenergetische Prozesse in der Industrie (u.a. Zementproduktion) 25, Haushalte (v.a. Heizen) 136, Kleinverbraucher 52, Straßenverkehr 168, übriger Verkehr incl. nationaler Luftverkehr 18. Alle Werte in Mt. Die Emissionen der Strom- und Wärmeerzeugung in der Industrie sind rückläufig, allerdings hat sich nach dem Abschluss der Deindustrialisierung Ostdeutschlands der Rückgang deutlich verlangsamt. Besonders stark und kontinuierlich wachsend sind hingegen die Emissionen des Straßenverkehrs. In den Zahlen nicht enthalten sind die Emissionen der Bundeswehr und vor allem die Bunkertreibstoffe, d.h. der internationale Schiffs- und Luftverkehr, der bisher nicht in den Klimaverträgen geregelt wird.

Quellen in Österreich: 1998 wurden in Österreich 51,4 Megatonnen (Mt) CO2 emittiert. Fast 10% mehr als 1990. Werden die nichtenenergetischen Quellen wie Zementproduktion, Entwaldung etc. mitgerechnet, dann betrugen 1998 die Emissionen der Republik sogar 66,6 Mt. Im Einzelnen: Energiewirtschaft 11,6, Industrie 12, Haushalte (v.a. Heizen), Landwirtschaft, Handel etc. 14,8, Verkehr 16,8. Alle Werte in Mt.

Senken. Gegenteil von Quelle. Gemeint sind vor allem Wälder oder Baumplantagen, die, während sie wachsen, CO2 aufnehmen. Einige Staaten wollen statt Emissionen zu senken, Wälder anlegen. Äußerst umstritten, u.a. da vollkommen unklar ist, welchen langfristigen Effekt ein neuer Wald auf die CO2-Bilanz hat. Umweltschützer befürchten sogar, dass die Regeln einen Anreiz dafür bieten könnten, Urwälder abzuholzen und durch Eukalyptusplantagen zu ersetzen.

Strafmechanismen. Bisher ist keine Erfüllungskontrolle festgelegt und unklar, was passiert, wenn eine Partei ihren Verpflichtungen nicht nachkommt.

Technologietransfer. Die Konvention sieht vor, dass die Entwicklungsländer vom Norden mit "sauberer" Technologie versorgt werden sollen.

Zusätzlichkeit. Das Kyoto-Protokoll sieht vor, dass die flexiblen Mechanismen zusätzliche Maßnahmen sein sollen, d.h. die Emissionen vor allem zuhause reduziert werden müssen. Seit dem geht der Streit darum, was "zusätzlich" bedeutet.

Wolfgang Pomrehn

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