Glosse

Maritimer Bezug

Ein Rückblick auf die Kieler-Woche 2007

Endlich! Die Proteste der Bevölkerung gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Kieler-Woche wurden von Jahr zu Jahr lauter. Und diesmal haben sie offenbar Wirkung gezeigt. Alles war dieses Jahr wieder volksnäher und ging zurück zur maritimen Tradition: Die Pfosten, die den Zaun um das Kieler-Woche-Gelände stützten, waren Neptuns Dreizack nachempfunden. Die Kassenhäuschen erinnerten an windgeblähte Segel.

So näherte sich diese Kieler-Woche 2007 wieder ihrem Flair früherer Zeiten. Das vor vier Jahren aufgestellte Verbot gegen das Mitbringen eigener Speisen und Getränke wurde zwar nicht aufgehoben, doch entfielen diesmal wenigstens, von Stichproben abgesehen, die Leibesvisitationen an den Eingängen des Geländes. Sogar der allgemeine Eintrittspreis wurde um 50 Cent auf 2,50 Euro gesenkt, und endlich wurden auch die seit langem geforderten Wochenkarten eingeführt.

Zwar verkleinerten die großen Autohäuser und die Telekom ihre Stände nicht, doch setzten sie ihnen wenigstens lustige Seemannsmützen auf. So wurde ein maritimer Bezug hergestellt und gleichzeitig konnte weiterhin das Informationsbedürfnis der Besucher nach den neuesten Telefontarifen gestillt werden. Und immerhin gab es unter den wunderschönen und nützlichen Preisen bei der Tombola des Mercedesstandes nicht nur die Plastikabdeckung der Rückleuchte der A-Klasse aus dem Jahr 2000 oder die Radmuttern eines Formel-Eins-Rennwagens zu gewinnen, sondern auch eine ganze Rolle extra reißfestes Seemannsgarn.

Zwischen diesen Infoständen und dem RSH-Zelt wurde für die Kleinsten endlich wieder ein vier Quadratmeter großer "Tummelplatz" eingerichtet. Dort konnten sich die Kinder am Mittwoch von 10 Uhr bis 10 Uhr 30 nach Herzenslust schminken lassen und ansonsten im Internet die aus Sicherheitsgründen nach Achterwehr verlagerte Hüpfburg beobachten.

Diese fröhlich anmutenden Szenen lockerten das Kiellinienbild auf so nette Weise auf, dass zeitweilig fast der Eindruck eines Familienfestes entstand.

Endlich wurden auch all die Stände entfernt, die selbst beim besten Willen nichts mit der Kieler Woche zu tun haben. So fand man in diesem Jahr weder den Tibetanischen Tapeziererverband noch das exquisit ausgestaltete CDU-Glücksrad an dem die Christdemokraten in den vergangenen Kieler Wochen die Wahlversprechen für die nächsten Bundestagswahl auszulosen pflegten. Weiterhin präsent dagegen blieben natürlich die Infostände von Windows und Wella.

Überall wurde Musik der Sonderklasse zu zivilen Preisen geboten. Für die Konzerte der Radiosender musste man nur noch in Ausnahmefällen mehr als 10 Euro dazubezahlen.

Selbst aufs Wasser gucken war wieder umsonst!
(cr)

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