Globalisierung

Genua:

Berlusconi läuft Amok

Demozug Genua

Die Mobilisierung war gewaltig: 200 bis 300.000 Menschen aus aller Welt demonstrierten in Genua gegen das Gipfeltreffen der führenden Industrienationen für die Streichung der illegitimen Schulden des Südens, gegen neoliberale Globalisierung, gegen die Kommerzialisierung aller Bereiche des Lebens, gegen Ausgrenzung und Rassimus. Selbst aus Südkorea war eine Delegation angereist.

Die Regierungschefs verkrochen sich hinter einer Festung, große Teile der Altstadt wurden für sie abgesperrt. Offensichtlich hatten sie sich mit Berlusconis Regierung, in der auch die Nachfolger des Duce sitzen, den richtigen Gastgeber gesucht. Schon seit Monaten lamentiert man in Kreisen vor allem der europäischen Bourgeoisie, z.B. bei den französischen und deutschen Unternehmerverbänden, über das Anwachsen jener buntscheckigen Bewegung, die irreführender Weise oft Globalisierungsgegner genannt werden, obwohl man doch bisher selten etwas Internationalistischeres auf diesem Planeten gesehen hat.

Berlusconi schien der richtige Mann zu sein, um dieser Bewegung einmal zu zeigen, was eine Harke ist: Im Vorfeld wurde jede Kooperation mit den Organisatoren der Proteste abgelehnt und die Öffentlichkeit gezielt mit Horrormeldungen auf das Schlimmste vorbereitet. Das ging bis dahin, dass Särge bereitgestellt wurden.

Die Strategie ging auf. Schon am Freitag eskalierte die Situation so weit, dass ein Toter auf der Strecke blieb: Carlo Giulani, per Kopfschuss aus nächster Nähe von einem Polizisten erschossen. Am Samstag folgten weitere zahllose brutale Einsätze gegen alle Teile der Demonstration.

Wir bringen in dieser Ausgabe einen Augenzeugenbericht eines Kieler Teilnehmers der Proteste sowie Diskussionsbeiträge über die Einschätzung der Ereignisse. Außerdem Berichte von Aktionen in Kiel und einen Artikel über die Ergebnisse des Treffens der Regierungschefs. (wop)

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