Debatte

"Gipfel-Zirkus", "Berliner Machos" und "Die Seite der Herrschenden"?

Ein Kommentar von Avanti zur Debattenkultur

Wop’s Artikel (erschienen in LinX 13/01 und Junge Welt ) über die Ereignisse in Göteborg - etwa seine provokante Darstellung eines Teils der Demonstranten als "maskierte Machos, die so gerne der Provinz und aller Welt zeigen, wo es lang geht", haben für Diskussion, Kritik und Ablehnung - auch auf Seiten von Avanti - gesorgt. Die Berichterstattung allgemein, wops Beschreibungen insbesondere, waren und sind aber - wenn auch durchaus kontrovers zu diskutierende - dennoch Ausgangspunkte für eine Erneuerung der Debatten über Formen militanten Widerstands, dessen Folgen und die Möglichkeiten ihrer Instrumentalisierung.

Darauf haben auch die "Desperadas" reagiert; ihre "Gegendarstellung" wurde in der LinX abgedruckt. Allerdings liefern sie mit ihrem Text ein Musterbeispiel dafür, wie durch Anfeindungen und Unterstellungen jede Auseinandersetzung unmöglich gemacht werden kann.

Wenn wir hier nun die Äußerungen der "Desperadas" sowohl über die journalistische Arbeit als auch über die Person eines langjährigen Genossen scharf verurteilen, geschieht dies weder auf dem Hintergrund unreflektierter Solidarität noch falsch verstandener Auffassung von Presse- oder Meinungsfreiheit. Zunächst scheint jedoch wesentlich, dass mensch bedenken muss, wo etwas zu Lesen steht - in der LinX, der Jungen Welt oder einem bürgerlichen Blatt - dementsprechend sind journalistische Texte je nach Zielgruppe und Kontext unterschiedlich zu bewerten.

Selbstverständlich müssen AutorInnen Kritik vertragen; dasselbe gilt aber auch für VerfasserInnen von "Kritik": Da diese in Form und Formulierungsweise völlig inakzeptabel polemisiert und beleidigt, fehlt jede Grundlage zur Auseinandersetzung mit einer politischen Position.

Wer Solidarität nicht auch in der Linken neoliberal umgedeutet verstanden wissen will, kann hier nur auf eines hinweisen: Wer "Lüge" und bewußtes Taktieren unterstellt, Entpolitisierung behauptet und den Autor in die Nähe derer rückt, die "die Welt auf den Kopf und sich auf die Seite der Herrschenden stellen", stellt sich selbst – wie die "Desperadas" - damit außerhalb der Debatte. (AVANTI)

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