Lokales

Städtisches Krankenhaus:

"ergriffen werden und anstehen"

Das städtische Krankenhaus bleibt in der Diskussion. Vor der Sommerpause hatte die SPD-Fraktion eine Große Anfrage zum Thema gestellt, auf der Ratssitzung im September soll sie diskutiert werden. Eine Antwort der Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Bommelman liegt bereits vor.

Wer erwartet hat, dass man sich bei der SPD Gedanken über die medizinische Versorgung der Kieler Bevölkerung oder die Situation der Beschäftigten im stadteigenen Krankenhaus macht, wird bei der Lektüre der Anfrage schnell eines Besseren belehrt. Bestenfalls vom "Service", womit man natürlich nicht die medizinische Versorgung meint, ist noch die Rede, ansonsten geht es vor allem um "Wirtschaftlichkeit". Schon die erste Frage spricht Bände: "Welche Möglichkeiten sieht die Verwaltung, die vorhandenen hausinternen Erneuerungsimpuls für ein konkurrenzfähiges Krankenhaus zu ermutigen und in die Planungen einzubeziehen."

Leider konnte der rasende LinX-Reporter bis zum Redaktionsschluss keinen sprechbefugten Sozialdemokraten mehr ans Telefon bekommen, der Auskunft darüber hätte geben können, was denn planende Erneuerungsimpulse für eine interessante neue Gattung sind. Aufgefallen ist uns aber dennoch, dass man bei der SPD heute nicht einmal mehr meint, zumindest zum Schein die Mitarbeiter in Planungen einbeziehen zu müssen. Die kommen in der ganzen Anfrage bestenfalls als Objekte vor.

Ansonsten machen sich die Sozialdemokraten allerlei Gedanken, wie man den Service verbessern und mehr Geld mit dem Krankenhaus einnehmen kann, wobei man ihnen der Ehrlichkeit halber zugestehen muss, dass der von Bundesgesetzen für die Kommunen abgesteckte Rahmen äußerst eng ist, und der Zwang, rein monetär zu kalkulieren, nicht von der Kieler SPD erfunden wurde.

Dennoch ist es interessant, zu sehen, um welche Patienten man sich besonders sorgt: "Welche Optimierungsmöglichkeiten sind für Privatpatientinnen und -patienten möglich?" Bommelmann erkennt natürlich gleich, was hinter der Frage steckt, und stellt fest, dass mit Privatpatienten leider im Augenblick nicht so viel Geld zu verdienen ist. Aber: "Verschiedene Aufmerksamkeiten, mit denen der Privatpatient noch besser bedient werden könnte, wären zu überlegen, wobei man sich hier an Hotelstandards orientieren sollte. Um damit auch einen wirtschaftlichen Erfolg zu erreichen und evtl. entstehende Mehrkosten abzudecken, wäre aber auch über eine Erhöhung der Preise für Einbettzimmer nachzudenken."

Besonders innovativ eine Privatisierungsidee der etwas anderen Art: "Besteht die Möglichkeit der Einbindung von Angehörigen in Pflegeaufgaben?" Soetwas kannten wir bisher nur von Kohls Blümchen, aber dass die SPD die beste CDU ist, die wir je hatten, ist ja mittlerweile wirklich ein alter Hut. Bommelmann findet die Idee nicht schlecht, gibt aber zu bedenken, dass "Angehörige von den Pflegekräften behutsam auf diese Aufgabe vorbereitet werden (müssen), damit nicht der Eindruck des ‘Abwälzens von Pflegetätigkeiten’ entsteht." Zweifel, ob bei all dem Gerede von Wirtschaftlichkeit, Konkurrenzfähigkeit und dem enormen Leistungsdruck, der auf den Krankenschwestern und -pflegern lastet, auf Dauer etwas anderes dabei herauskommen kann, sind angebracht.

Aber, wie der mediengeschulte Mensch von heute weiß, es kommt vor allem darauf an, wie man seine Sache "verkauft", d.h. darstellt. Das hat sich auch bei den Sozialdemokraten herumgesprochen, also fragen sie die Sozialdezernentin: "Welche PR-Maßnahmen können im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu einer Ergebnisverbesserung beitragen?" Keine, meint diese, das spielt nichts ein. Dennoch soll am Image des Krankenhauses ("positiv") gearbeitet werden.

Fast zum Schluss fiel der SPD-Fraktion dann doch noch auf, dass sie sich ein bisschen um die Beschäftigten kümmern sollte. Schließlich hat nicht nur das Krankenhaus PR nötig: "Wie stellt sich der akute Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Arbeitsplatzsituation im einzelnen dar?" Bommelmann, oder ihre Sachbearbeiter, haben sich darauf eine wahrhaft lyrische Antwort einfallen lassen (bei der man allerdings ein wenig mit der Grammatik haderte): "Es ist kaum möglich, alle Maßnahmen, die in einem Betrieb dieser Größenordnung stattfinden, zur Verbesserung der Arbeitssituation ergriffen werden und anstehen, aufzuführen."

Ergreifend.(wop)

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