Landespolitik

Grüne Bildungspolitik in Schleswig-Holstein:

Geld statt Stellen – Wirtschaft statt Lehrer

Geht es nach dem Willen der schleswig-holsteinischen Grünen, so werden im nördlichsten Bundesland demnächst Vertreter "der Wirtschaft" Kinder unterrichten und schulische Leistungen benoten.

In einem Interview mit den "Kieler Nachrichten" vom 23.08.2001 lässt Karl-Martin Hentschel, Fraktionsvorsitzender der "Grünen" im Kieler Landtag, die Leser wissen, was "Grüne Bildungspolitik" heißt: Nicht Lehrer, sondern die "Wirtschaft des Landes" soll in Zukunft an den Schulen unterrichten. Damit würde die Schule sich, so Hentschel, "der Gesellschaft öffnen". Diese "Wirtschaft des Landes" sei bereit, "Unterrichtsprojekte zu gestalten". Und "die Wirtschaft" würde dies zudem auch noch billiger erledigen, als eingesetzte Pädagogen. Im Zuge des Spar-Zwangs möchten die Grünen den Schulen in Schleswig-Holstein deshalb lieber Geldmittel statt Lehrerstellen zuzuweisen. Die Schulen sollten dann, ginge es nach dem grünen Fraktionsvorsitzenden, das Geld für "externe Lehrbeauftragte" einsetzen oder Mittel sparen.

In gewisser Hinsicht hat das grüne Modell "Geld statt Lehrer" wohl entscheidende Vorteile: Es würde den Haushalt des Bundeslandes entlasten und zugleich deren derzeitige SPD-GRÜNE-Regierung vom Wahlkampf-Versprechen, "hinreichend viele neue Lehrerstellen" zu schaffen, freistellen. Die Entscheidungen über Bildungseinschränkungen würden an die Schulleitungen delegiert, und damit das Gewissen der grünen Bildungspolitiker reingewaschen. Zusätzlich aber würde der "Wirtschaft des Landes" ein Einfluß auf Bildung und Erziehung der jungen Bundesbürger übertragen, der mit dem (von den Grünen bislang bevorzugten) "Schulsponsoring" nur mit deutlich höherem Aufwand zu erreichen wäre.

Allerdings hat die Sache noch einen Haken – nämlich das "Hemmnis" (so Hentschel) Schulrecht: Bislang dürfen nur Lehrer benoten. Für den Chef der grünen Landtagsfraktion bedeutet das nur eins: "Wir brauchen eine Gesetzesänderung".

In der Frage "Geld statt (Lehrer-)Stellen" liegen, so Hentschel in den "Kieler Nachrichten", "der Koalitionspartner und die Grünen noch relativ weit auseinander". Bleibt also die Hoffnung, dass im bald anstehenden Koalitionsgerangel um den Haushalt die Sozialdemokraten ihrem Koalitionspartner den Verzicht auf den Ausbau der A20 oder eine andere "grüne Kernforderung" schenken, damit die Grünen auf Wirtschafts-Erzieher verzichten.

Wiljo Heinen

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