Kernspalte

Die letzte Kernspalte endete mit Temelin. Ob die Kettenreaktion noch läuft, wenn die LinX erscheint, fragte ich mich. Natürlich nicht. An dem Wochenende musste sie wieder gestoppt werden wegen eines angeblichen Softwarefehlers, kurz nachdem erneut Probleme mit einem Turbinen-Kugellager aufgetreten waren. Der Rechner hatte den Block 1 heruntergefahren, weil er unzulässig hohe Strahlenwerte im Turbinenbereich festgestellt hatte, die dort - so die Betreiber - gar nicht existierten. Nun gab es ja für Temelinkritiker bisher oft Grund, an der amerikanischen Kontrollsoftware des russischen Reaktors zu zweifeln, aber wo der jetzt schon freiwillig die Seite gewechselt hat...
Jedenfalls machten die Betreiber mit der Softwarewarnung das, was sie bisher mit allen warnenden Stimmen gemacht hatten, sie ignorierten sie und fuhren die Kettenreaktion wieder hoch. Im zweiten, in Bau befindlichen Block wurden inzwischen mehrere undichte Wasserleitungen entdeckt. Bis Ende des Jahres sollen die aber zugeklebt sein, so dass der Kern dort dann auch beladen werden kann.

Vier Männer und eine 16-jährige Schülerin, die am 27. März den Castor-Zug bei Süschendorf für 17 Stunden aufhielten, sehen nun einer Anklage wegen Nötigung und Störung des Bahnbetriebes entgegen - die Schülerin vor dem Jugendgericht Dannenberg, die übrigen am Amtsgericht Lüneburg.

Das Atomkraftwerk Stade soll nach seiner durch E.ON geplanten Stilllegung im Jahr 2003 noch 12 Jahre Arbeitsplätze sichern - ein großer Teil der Mitarbeiter werde mit der vollständigen Demontage beschäftigt sein, sagte E.ON-Chef Harig. Wo nun sowieso nicht mehr lange Profite winken, hat der Energiekonzern auch folgerichtig seinen Antrag auf den Bau eines Zwischenlagers am Standort Stade zurückgezogen. Bis zur Stilllegung kommt man mit den Abklingbecken aus, danach wird man die Brennelemente nach La Hague abtransportieren.

Niedersachsens Innenminister Bartling hat dem Hamburger Abendblatt ein Interview gegeben, in dem es um den bevorstehenden Atommüll-Transport nach Gorleben geht. Danach rechnet er in Zukunft mit weniger Ausnahmezuständen im Wendland, weil a) die Zahl der Transporte ab dem nächsten Jahr halbiert wird, und b) "hoffentlich" weniger Proteste stattfinden. Allerdings befürchtet er, dass "Globalisierungsgegner" die Atomtransporte für sich entdecken: "Ich habe da zwar keine konkreten Hinweise, aber ... es gibt eine geistige Nähe des Protestes, weil auch die Nutzung der Kernenergie und die Transporte quer durch Europa etwas zu tun haben mit einer globalisierten Wirtschaft." Danke für den Hinweis, Herr Bartling, sehr viel anders hätte ich es auch nicht formulieren können! Außerdem erfährt man, dass der letzte Transport vom März für Niedersachsen ca. 50 Mio. DM Mehrkosten verursacht hat, und dass der nächste das auch tun wird, weil wieder mindestens 18.000 Beamte den Landkreis Lüchow-Dannenberg besetzen sollen, und zwar ungefähr Ende Oktober, vielleicht auch erst im November, da das BfS die Zulassung für die Transportbehälter Castor HAW 2028, die sonst Ende Oktober abgelaufen wäre, bis August 2002 verlängert hat.

Ein Atomtransport mit 6 to Brennelementen vom AKW Biblis nach La Hague ist vom 29. bis 30.8. ohne grosse zeitliche Verzögerungen vonstatten gegangen. 11 Greenpeace-Aktivisten hatten sich an den Bahnschienen vor dem AKW angekettet, wurden aber rechtzeitig von der Polizei entfernt. Kurze Behinderungen gab es dann in Bad Homburg, bei Mannheim und durch zwei (!) Franzosen vor dem Verladebahnhof Valognes.
(BG)

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