Krieg heißt jetzt Ernteeinsatz. Man sollte meinen, dass mehr als 50 Jahre nach "1980" solch orwelleske Sprache sich selbst entlarven würde, aber dem ist offenbar nicht so. Jedenfalls nicht, solange es an einer ernsthaften Opposition fehlt, die den Menschen Alternativen anbieten könnte.
Wieder einmal stimmte der Bundestag mit großer Mehrheit einem Auslandseinsatz der Bundeswehr zu. Diesmal trifft es Mazedonien, das gute Chancen hat, zu einem weiteren NATO-Protektorat zu werden. Alles zum Schutz der Menschenrechte und des Friedens, versteht sich. Dass es wie im Kosovo erneut unter dem Schutz der NATO zur Vertreibung jener kommen wird, die nicht die richtige Sprache sprechen, ist wahrscheinlich, dass wie bereits dort und in Bosnien die Versklavung von Frauen ein blühendes Geschäft werden wird, ist sicher. Die Soldaten zahlen mit harten Devisen. Wahrscheinlich wird Angelika Beer einmal mehr ihren Vorschlag aufwärmen, "unseren Jungs" ein legales Bordell hinzustellen.
Dieser Krieg ist der erste EU-Krieg. Die Amis halten sich weitgehend raus; nur bei der Anstiftung hatten sie noch ihre Finger im Spiel. Dass die UCK u.a. unter ihrer tatkräftigen Protektion steht, ist inzwischen ein offenes Geheimnis, und es ist kaum anzunehmen, dass weder die deutschen noch die US-amerikanischen KFOR-Einheiten etwas gegen die Waffenlieferungen aus dem Kosovo unternehmen konnten, die aus und durch ihre Sektoren nach Mazedonien gingen.
Interessant dürfte sein, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Dass die "Erntetruppe" länger als die versprochenen 30 Tage bleibt, ist schon jetzt fast sicher; dass die UCK nicht wirklich entwaffnet wird, ebenso. Die EU will mit dem Einsatz und dem von ihr vermittelten Vertrag ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die USA hätten mit ihrem Einfluss auf die UCK hingegen - sollten sie bei den Albanern die ebenfalls einflussreichen Deutschen ausspielen können - einen Hebel in der Hand, den Europäern in die Suppe zu spucken. Mal sehen, vielleicht erleben wir ja demnächst den ersten europäischen Stellvertreterkrieg zwischen den beiden auseinanderstrebenden Blöcken. (wop)