Grüße vom Kuckuck

Sehr verehrte Frau Bartels,

so wirds kommen, schließlich schreibt Bertelmann auch den US-Amerikanern vor, welche Bücher sie zu lesen und der Anteilseigner des Blattes, für das Sie schreiben, welche Zeitungen beispielsweise die Polen, Tschechen oder Ungarn zu kaufen haben. Doch Sie, verehrte Frau Bartels wussten vermutlich von Nichts, als Sie sich in Ihrem in den Kieler Nachrichten vom 23.8.2001 veröffentlichten Kommentar "Fernseh-Freiheit in Gefahr" als Globalisierungskritikerin mit dem bemerkenswerten Satz outeten: "So global müssen wir nun auch nicht sein, dass wir das Geldverdienen freiwillig ins Ausland verlagern..."

Nun ist es nicht schwer zu erraten, dass Sie nicht das meinen, was Sie geschrieben haben, und hoffentlich keineswegs eine Kritikerin der Tatsache sind, dass deutsche Konzerne und, wer hätte das gedacht, "Global Players" ihr Geld im Ausland verdienen. Nein, Ihnen schwant Böses, wenn z.B. der Teufel in Gestalt des Amerikaners John Malone zukünftig vorschreiben kann, "welche Programme wir im deutschen Kabelnetz sehen können".

Wenn es Herrn Kirch an den Kragen gehen könnte, kennen Sie kein Pardon, dann ist "Handlungsbedarf gegeben", dann stellte sich angesichts der nicht vorauszusehenden Folgen des Kabelverkaufs die Frage "wie sinnvoll es ist, staatliche Aufgaben zu privatisieren". Diesen Zweifel teile ich gerne mit Ihnen, denn selbst Blinden bleibt es nicht verborgen, dass die Privatisierung staatlicher Aufgaben zumeist recht erbärmliche Ergebnisse zur Folge hat. In diesem Fall jedoch, verehrte Frau Bartels, kann ich Sie beruhigen. Schlimmer als durch Kirch und Co. kann es im Kabelnetz nicht werden. Doch Ihnen geht es ja nicht um Inhalte der Fernsehprogramme, sondern um Höheres, um das Großeganze, um das Heil der "heimischen Wirtschaft". Dabei treibt Sie sicher kein platter Antiamerikanismus, wie man Ihnen bösartig, den herrschenden Denkgewohnheiten folgend, unterstellen könnte. Nein, in Ihnen spuckt ein anderer, ein deutschnationaler Geist. Ein Geist, der die Resentiments der Menschen zu bedienen und zu benutzen weiß, mit dem in keinem Fall zu spaßen ist. Und auch Sie als sein Medium meinen es bitter ernst und schrecken vor keinem Pathos zurück.

Aber meinen Sie wirklich, dass es bei der Glotze um "die Freiheit eines souveränen Volkes" geht? Leider weiß ich nicht, wie ein Gemeinwesen aussieht, in dem das Volk frei handelt und souverän herrscht. Kirch und Co. spielen, so träume ich es mir einmal, in ihm keine Rolle mehr. Für Sie sicherlich ein schrecklicher Gedanke. Oder?

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Kuckuck

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