Antimilitarismus

IG Metall befürchtet "Glaubenskrieg" an der "Heimatfront"

Die mit über 2,7 Millionen Mitgliedern "größte Einzelgewerkschaft der Welt" hat es, 13 Tage nach den Terrorattacken auf die USA, geschafft: "Gegen Terror und Gewalt – Zeichen für Freiheit und Toleranz" ist die "Erklärung des Vorstandes der IG Metall" vom 24. September überschrieben. Inhaltlich kommt die Erklärung aus Frankfurt einer hinnehmenden Zustimmung zu den Kriegsvorbereitungen der USA und verbündeter Nato-Staaten gleich. Kein konkretes Wort zu den, mit dem "Kampf gegen den Terrorismus" legitimierten, Repressionsgesetzen zur Aufrechterhaltung der "Grenzenlosen (kapitalistischen) Gerechtigkeit" der rouge-olivgrünen Bundesregierung nebst "nationaler Allianz-Parteien" CDU/CSU und FDP.

Konkreter sind die Befürchtungen in der IG Metall vor den Folgen eines "Glaubenskrieges" zu entnehmen: ..."Der Kampf gegen den Terror darf nicht zu einem Glaubenskrieg in den Betrieben und in der Gesellschaft werden."... So auch in einer auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Kiel/Neumünster (rund 18.000 Mitglieder) am 27. September beschlossenen Erklärung:

Gegen Terror und Gewalt – Zeichen für Freiheit und Toleranz

In der IG Metall Kiel und Neumünster sind über 1.000 Menschen nicht deutscher Nationalität Mitglied, davon der weitaus größte Teil aus der Türkei.

Seit fast 40 Jahren wird in den Betrieben das Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in Frieden und Freundschaft praktiziert.

Die IG Metall wendet sich energisch gegen Rassismus und Intoleranz. Sehr früh wurden deshalb in Kiel und Neumünster durch die IG Metall Foren gegen Rassismus und Intoleranz initiiert und organisiert.

Die notwendige Bekämpfung des internationalen Terrors darf sich nie und nimmer gegen eine Religion oder gegen ein Volk richten. Wir sind jetzt besonders gefordert, ein Zeichen zu setzen im Blick auf die islamische Religion und Kultur. Der Kampf gegen den Terror darf nicht zu einer Entsolidarisierung in den Betrieben und der Gesellschaft werden.

Wir fordern ein mehr an Zusammenarbeit zwischen den Kulturen.

Wir rufen unsere Mitglieder auf, öffentlich Zeichen zu setzen in Vereinen bis hinzu Kulturveranstaltungen.

Die IG Metall wird in den Betrieben, in den Kommunen und im Alltagsleben öffentlich sichtbare Zeichen der Zusammenarbeit und Freundschaft gerade mit Menschen aus dem islamschen Kulturkreis setzen.

In Kiel und Neumünster findet seit einigen Jahren die "Orientalische Nacht" statt. In diesem Jahr wird sie in Kiel am 20. Oktober und in Neumünster am 6. Oktober durchgeführt. Diese Veranstaltungen sollen mithelfen, die Zusammenarbeit und Freundschaft zu vertiefen.

Der Mitgliederanteil nicht deutscher Staatsbürger beträgt bundesweit 10 Prozent. Das entspricht auch dem Anteil an der (registrierten) Gesamtbevölkerung. Bemerkenswert ist aber, dass im Organisationsbereich der IGM 50 Prozent der dort Beschäftigten ausländischen Werktätigen gewerkschaftlich organisiert sind. Türkische Staatsbürger stellen hier die dominierende Gruppe, gefolgt von statistisch weiter als Jugoslawen erfassten Staatsbürgern der BRJ, abgespaltener Staaten und "Protektorate". Beachtlich, selbst wenn unter Einbeziehung der Werksvertrags- Zeitarbeits- und Dienstleistungsfirmen – in denen der Anteil von (auch illegal) Beschäftigten ohne deutschen Pass hoch liegt und um die sich die Gewerkschaften wenig kümmern – der 50-igprozentige Organisationsgrad niedriger liegt. Die Zahl von über 270.000 in der IG Metall organisierten Ausländern ist von den Mitgliederverlusten nicht tangiert.

Der geringe Ausländeranteil auf dem Gebiet der ehemaligen DDR – hier hatten die Gewerkschaften im letzten Jahrzehnt die größten Mitgliedergewinne und darauffolgende Verluste – ist hierfür marginal.

Entscheidend für die Organisationstreue, selbst der streng-gläubigen Moslems, dürfte die statuarisch und politisch organisierte Integration von Zuwanderern durch und in den Gewerkschaften sein. Für die ausländischen Arbeitnehmer – ausgenommen die prekär Beschäftigten – sind die DGB – Gewerkschaften quasi die einzigen sie in Betrieb und Gesellschaft spürbar erfolgreich vertretenden (deutschen) Organisationen. (Bevor es Proteste und Hinweise hagelt: Es gibt auch andere sich für Migranten einsetzende Organisationen!) Einfach formuliert: Viele konservativ-religiös (auch faschistisch?) eingestellte ausländische Werktätige fühlen sich in der BRD durch die, allgemein links geltenden, Gewerkschaften gut vertreten. Auch politisch über die Betriebe hinaus!

In Kiel brodeln nun, aufgrund der angenommenen Bezüge des mutmaßlichen Attentats-Piloten Mohammed Atta zu Kiel, die wildesten Gerüchte. Wer diesen nicht alles wo mit wem gesehen haben will und Verwandte zu kennen behauptet und wo nicht alles moslemische Organisationen, Einrichtungen und Geschäfte bedroht worden sind, wird hier in der LinX nicht verbreitet. Eine Mischung aus Hysterie, Dummheit, Aufschneiderei und politisch kalkulierten, wenn nicht gar geschäftlichen Interessen, sorgt für Verbreitung über die nicht geringe Schnittmenge moslemisch und/oder gewerkschaftlich Organisierter in den Betrieben und Wohnbereichen. Mittlerweile werden Teile der Kolportagen sich auch im antifaschistischen und linken Spektrum Kiels verbreitet haben. Oder nicht? Hier wird sicherlich nüchtern analysiert und bewertet. Sachdienliche Hinweise an die nächste Polizeidienststelle? Politisch links Interessantes gern auch an und in die LinX! (W. Jard)

Demo in Gaarden

Rund 150 Menschen trafen sich in Gaarden zu einer Kundgebung und Demo am Samstag, 6.10.2001


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