Antimilitarismus

Krieg gegen Afghanistan:

Das Ende des Endes

Der Krieg gegen Afghanistan geht seinen vorhergesehenen Gang: Die Jagd nach einem vermeintlichen oder tatsächlichen Terroristen kostet immer mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung. Krankenhäuser werden bombardiert, Lebensmittelllager, Wohnviertel. Wir kennen das. Schon während des Angriffs der "zivilisierten Welt" auf Jugoslawien nannte man so etwas in der zynischen Sprache der Mächtigen "Kollateralschäden". Unerfreuliche Begleiterscheinung, aber leider nicht zu vermeiden.

Doch Begleiterscheinung von was? Geht es wirklich um die Bekämpfung des Terrorismus, wie man uns glauben machen will? Angesichts des Vorgehens vor allem der US-Amerikaner - die anderen Mitglieder der "westlichen Wertegemeinschaft", einschließlich Großbritanniens, darf man eher zu den Getriebenen zählen - sind Zweifel angebracht. Unstrittig dürfte sein, dass das unermessliche Leid, das der Krieg in Afghanistan heraufbeschwört (siehe Interview mit Jean Ziegler in dieser Ausgabe), den Nährboden für weitere Frustration und damit auch für Fanatismus darstellen wird. Offensichtlich ist auch, dass die Destabilisierung der Region einschließlich Indiens, wo der Konflikt die religiöse Spaltung der fragilen nationalen Gesellschaft vertieft, eher zu weniger als mehr Sicherheit führen wird. Gefördert wird bestenfalls die Sicherheit des Profits des militärisch-industriellen Komplexes, denn die Antwort auf die Destabilisierung wird sowohl im Westen als auch bei den Regierungen der Region Militarisierung heißen.

Die Frage bleibt, was denn die Motive für den Angriff auf das Land am Hindukusch sein könnten. Ein Teil der Antwort liegt etwas nördlich davon in Zentralasien: Erdöl. Schon vor diesem Krieg hat es militärische Kontakte des Pentagons zu einigen der GUS-Staaten in der Region gegeben. Kleinere Manöver wurden gemeinsam abgehalten. Nach diesem Krieg wird mit ziemlicher Sicherheit ein nicht unwesentliches US-Militärkontigent vor Ort bleiben und damit den Griff auf die strategisch wichtigen Energiereserven absichern. Das war bereits nach dem Golfkrieg so.

"Aber man muss doch etwas gegen den Terrorismus tun", werden einige einwenden, und zwar nicht nur von der Fraktion der endlich im christlichen Abendland angekommenen ex-linken Araber-Fresser der Marke "Bahamas" oder "jungle world". Sicher. Nur wird uns derzeit demonstriert, dass daran seitens der Regierenden nur begrenztes Interesse besteht. Auch die Linke muss sich daher an den Gedanken gewöhnen, dass es Sicherheit nur für alle oder keinen geben kann. Das sind keine gemütlichen Aussichten, aber immerhin kann der breite Protest, der sich gegen diesen Krieg hierzulande wie anderen Orts regt, ein wenig optimistischer stimmen. Viele Menschen sind aufgewacht, und vor allem: Die Schülerstreiks zeigen, dass sich eine neue Generation politisiert und wie selbstverständlich nach den Zusammenhängen fragt. Mit anderen Worten: Mit einiger Verzögerung erlebt auch Deutschland gerade das Ende des Endes der Geschichte. (wop)

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