Umwelt

Kieler Werften

Hafenschlick TBT verseucht!

Schutzmaske

Extrem hohe Belastungen im Hafenschlick, von 18.600 Milligramm TBT per Kilogramm Sediment bei den Werften HDW und Lindenau, ergaben eine Untersuchung des Kieler Umweltministeriums. Der in der Kieler Förde gemessene Höchstwert überschreitet den Richtwert des Landes für stark belastete Böden um das 250-fache. Fast alle 43 Industrie- und Yachthäfen und 10 Werftstandorte an der Ostsee sind so stark durch die hochgiftige Chemikalie Tributylizinn (TBT) aus Schiffsanstrichen – die den Bewuchs des Schiffskörpers mit Algen und Meerestieren verhindern – belastet, dass sie in die schlechteste Kategorie fallen: Ökologische Zustandsklasse 5! Der höchste TBT-Gehalt in Hafensedimenten wurde mit 1.120 Milligramm in Flensburg festgestellt.

Die Konferenz der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) hatte jüngst ein weltweites Verbot giftiger TBT-Schiffsfarben beschlossen. Ab 1. Januar 2003 sind Neuanstriche mit zinnhaltigen Farben verboten, ab 2008 müssen Altanstriche entfernt oder zumindest versiegelt werden. Die Kreuzfahrt- und Fährschiffsredereien verlangen oder akzeptieren schon die neuen (kupferhaltigen) Antifoulingfarben: Aktivitäten von Umweltorganisationen könnten doch manchen Touristen vergraulen. Den Container- und sonstigen Frachtreedereien fällt dies schwerer, sie reizen die gesetzlichen Fristen aus: Aufgrund der Eindockintervalle von 5 Jahren, halten sie noch an den eine längere Standzeit gewährleistenden TBT-Farben fest. Fähren- und Kreuzer werden wegen Klassearbeiten (Schiffs-TÜV) im 2 Jahresrhytmus trockengedockt, auch zum "Waschen, Einlegen und Fönen" wie es im Werftjargon heißt! Auf und in einem großen Containerschiffsneubau werden mehr als 200.000 Liter unterschiedlichster Farben aufgetragen: Von Zinksilikat als Primer über Epoxyde, Alkyde, Polyurethane bis zur Antifoulingfarbe!

Für Strand- und Badebegeisterte sowie Gourmets der maritimen Küche eine Zahl aus der Untersuchung des Umweltministeriums: 60 Prozent der untersuchten Strandschnecken weisen schwere Schädigungen der Sexualorgane auf. Die Schnecken stehen am Beginn der maritimen Nahrungskette, in Fischkonserven wurde des Öfteren das Ultragift nachgewiesen. Ein Ausbaggern belasteter Sedimente sei "weder technisch möglich noch finanziell realistisch", verlautete aus dem Umweltministerium. Bleibt nur: Ausbaden und Verzehren!

W. Jard

Sektion 1 Sektion 2
LinX-Startseite Inhaltsverzeichnis