Kernspalte

Er kommt erst am 12./13.11.! Der Castor-Transport nach Gorleben. Zeit also noch für die LinX-LeserInnen, am Samstag, 10.11., früh morgens in den Zug nach Lüneburg zu steigen und um 10 Uhr von den Sülzwiesen loszumarschieren. Falls sich jemand um die Rechtslage scheren will: Unangemeldete Demonstrationen sind ab diesem Datum entlang der Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg und den beiden Straßen nach Gorleben untersagt, ab dem 12.11. auch angemeldete im Umkreis von 50 m um diese Strecken, um das Zwischenlager Gorleben und die Verladestation in Dannenberg. Diese gar nicht so ungünstige Zeitverschiebung verdanken wir jenem nicht ganz p.c.-mässigen Lagerfeuer (Altöl, Autoreifen) unter der Jeetzelbrücke, das zum Austausch auch tragender Brückenteile, Schwellen und Schienen auf 16 m Länge zwang. Die Bahn befestigte bei dieser Gelegenheit auch gleich den Anfahrtsweg, der gar nicht in ihrem Besitz ist. Die Polizei hat mal wieder keine Lust, am Wochenende Überstunden zu schieben, wie GdP-Chef Freiberg verlauten ließ: "Ob die Polizei das noch schafft, bleibt abzuwarten". Diese Überstunden kosten alleine 600.000 DM, hat S-H-Energieminister Claus Möller nachgerechnet. Er hält ebenfalls nichts von dem Transport, weil der einfach zu teuer ist.

Eine Woche vor dem Transport machten sich die Gewaltfreien von "X-1000-mal-quer" mit einem Training schon mal warm, bei dem jeder mal Polizist sein darf. Am 2.11. kippte Greenpeace zwei LKW voll Kartoffeln (30 to) vor den Haupteingang des Zwischenlagers. Die BI konnte einige davon gut für ihr Kartoffelfest weiterverwerten. Gleichzeitig wurde die neue Anlaufstelle der BI in Dannenberg eingeweiht. Sie ist von der für Alkoholexzesse berüchtigten ESSO-Wiese umgezogen an den Westbahnhof, wo keine Tankstelle Dosenbier verkauft.

Das Energieministerium der USA zeigt übrigens mehr Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Atomtransporten als das deutsche. 125 Atommüllcontainer aus New York, die schon längst auf dem Weg ins Zwischenlager nach Idaho sein sollten, dürfen frühestens im April nächsten Jahres rollen. Offiziell wegen "nicht kälteresistenter Behälter" - Journalisten halten das für eine Ausrede und meinen, es sei wohl eher nackte Angst.

In Deutschland wird hingegen auch im kleinen Format weitertransportiert, so am 29. Oktober vom E.ON-AKW Unterweser nach Sellafield. Es gab einige kleinere Demonstrationen bei Bremen und eine Gleisankettung (20 min) hinter Straßburg. Im Gegenzug wollen die Briten noch vor Weihnachten auch was zurückschicken: 82 Brennelemente, die einmal für den Schnellen Brüter in Kalkar hergestellt wurden, seit 10 Jahren im schottischen Dounreay lagern und nun nach Hanau geschafft werden sollen, denn die Nuklearanlage in Dounreay wird geschlossen. Die Hanauer Umweltschutzinitiative schloss daraus, dass das Bundeslager in Hanau zu einem ungenehmigten Endlager wird.

Es gab auch weitere Stilllegungen: E.ON muss ein paar Tage auf ihren Uralt-Reaktor Stade verzichten, weil die Frischdampfleitungen Materialermüdung zeigten. Neckarwestheim geriet in den Strudel der Unregelmäßigkeiten bei EnBW, weswegen sich die Revisionspause auf Weisung des BMU bis Do, 1.11. hinzog, dort soll, wie auch in Obrigheim, etwas mit dem Notkühlsystem nicht gestimmt haben, und die Berichte über Regelverstösse der vergangenen Jahre seien unvollständig. Philippsburg bleibt weiter vom Netz, und Temelin - das hat jetzt zwar gar nichts mit Trittin zu tun, aber trotzdem muss es drei Wochen stillstehen, weil was kaputt ist. Diesmal eine Pumpe, und ein Leck war da auch, aber vielleicht sollte man lieber mal melden, welche Teile überhaupt heil sind, die Liste wäre kürzer. Die tolle 75%-Leistung konnte so nicht länger als ein paar Tage ausgekostet werden - zunächst gelten wieder die üblichen 0 %. (BG)

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