Lokales

Verkehrskonzept

200 Millionen DM für das Ostufer ?

Das Wort Ostuferautobahn wollte Stadtbaurat Klein-Knott nicht in den Mund nehmen, als er der Ostufereinwohnerversammlung zum Stand der Planung des Ostrings II berichtete.

Bevorzugt wird vom Tiefbauamt offenbar eine vierspurige Schnellstraße, die von der B4/B404 an der Bahntrasse Kiel-Schönberg entlang in Höhe des Stadtrat Hahn – Parks auf den Ostring geführt werden soll.

Lageskizze Trasse 2

Die Notwendigkeit zur Schaffung einer weiteren Nord-Süd – Verbindung auf dem Kieler Ostufer bis zum Jahr 2015 untermauerte Klein-Knott eindrucksvoll mit einer Verkehrsprognose, die eine Steigerung des täglichen Verkehrsaufkommens auf dem Ostring bis 2015 von 6.225 Fahrzeugen auf dann 47.725 beschreibt. Der Anteil des Schwerlastverkehrs steigt demnach von 6% auf 10%. Angesichts von 8.000 direkten AnwohnerInnen des Ostrings schien den meisten Anwesenden die Notwendigkeit zur Bereitstellung von mehr Verkehrsraum einzuleuchten.

Auf Nachfrage räumte das Tiefbauamt allerdings nachträglich ein, dass nie eine umfassende Verkehrszählung für das Projekt stattgefunden habe. Lediglich der Anteil der LKW am Verkehrsaufkommen sei gezählt worden. Zudem basiere die Prognose für 2015 auf einer Simulationssoftware, die 1977 entwickelt und zuletzt 1988 überarbeitet wurde. Daher seien die Zahlen mit Vorsicht zu genießen.

Beruhigt wurde von vielen BürgerInnen zur Kenntnis genommen, dass der Straßenabschnitt in Ellerbek auf einer Länge von knapp einem Kilometer untertunnelt werden soll. Auch wenn die Schnellstraße am Freibad Katzheide und dem Hans-Geiger – Gymnasium noch oberirdisch vorbeigeführt werden soll, waren die meisten AnwohnerInnen Ellerbeks mit der Straßenplanung in ihrem Bereich wohl zufrieden. Ihnen wurden einige Tunnelvarianten präsentiert, die in Verbindung mit der erwarteten geminderten Verkehrsbelastung des "alten" Ostrings ein idyllisches Wohnen auf dem Ostufer versprachen.

Niemandem fiel auf, dass die verschiedenen Tunnelvarianten mit den Kennungen "T4" und folgende benannt waren.

Wie sich nachträglich herausstellte, gibt es aber auch die Varianten T1 bis T3. Nur steht das T hier nicht mehr für "Tunnel", sondern für "Trog". Also überirdisch geführte, tiefergelegte Straßenabschnitte, die den Stadtteil ein weiteres mal zerschneiden würden. Diese Varianten habe man der Öffentlichkeit vorenthalten, weil diese Planungen von der Stadt nicht weiter verfolgt würden – und überhaupt seien diese nur geprüft worden, weil der Gutachter dies gewollt habe, so der Projektleiter beim Tiefbauamt.

Kein Wunder also, dass der auf der Einwohnerversammlung anwesende Stadtrat Schirmer angesichts der manipulierten Jubelveranstaltung verstehen konnte, dass Klein-Knott auf einhelliges Lob hoffe. "Nachteile werden nur am Rand oder gar nicht gesehen".

Aber nicht alle anwesenden BürgerInnen ließen sich einlullen. Angesichts der weitgehenden Zerstörung des Gaardener Grüngürtels und einer zu erwartenden starken Lärmbelastung des Freibades Katzheide und des Hans-Geiger-Gymnasiums gab es aus dem vollbesetzten Auditorium auch massiv Kritik: Besonders empfindlich reagierte Klein-Knott auf den Vorschlag, eine Bahnverladung für Güter à la Niebüll – Westerland für das Ostufer zu schaffen: Natürlich wäre er sofort dafür, wenn unsere Gesellschaft nicht in einer "Sozialen Marktwirtschaft" organisiert wäre, in der schließlich jeder Unternehmer das Recht habe zu entscheiden, wie seine Güter transportiert werden sollen – und überhaupt könne die Bahn gar nicht die benötigten Kapazitäten zur Verfügung stellen.

Andere verwiesen auf zusätzliche Lärmbelastungen für die betroffenden Stadtteile während der Bauphase. Diese habe beim alten Ostring schließlich sage und schreibe 25 Jahre betragen. Aber Klein-Knott sah dies weitaus optimistischer: Er rechne nur mit einer Bauzeit von 2 Jahren.

Ob es nicht angesichts des 150-250 Mio. DM teuren Projektes effektiver wäre, den Ostring zu untertunneln, wollte ein Anwohner wissen. Klein-Knott reagierte überrascht: Dieser Vorschlag soll vom Tiefbauamt geprüft werden.

In einem halben Jahr soll der Rat der Stadt über das Projekt entscheiden können. (mk)

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