Betrieb & Gewerkschaft

IG Metall:

Variabel - um welchen Preis

Der Vorschlag von Klaus Zwickel, Lohnsteigerungen künftig teilweise variabel zu vereinbaren, ist auf ein lebhaftes Echo gestoßen.

Je nach wirtschaftlichem Erfolg der Betriebe sollten die Arbeitnehmer unterschiedliche Einkommenszuwächse bekommen, hatte der IG Metall-Vorsitzende vorgeschlagen. Die Höhe sollte aber nicht von der Willkür der Unternehmen abhängen, vielmehr müssten klare Kriterien für den Unternehmenserfolg festgelegt sein. "Wir werden den Vorschlag nicht stützen," erklärte der niedersächsische Bezirksleiter Hartmut Meine. Die Tarifkommission in Niedersachsen habe differenziertere Tarifverträge einstimmig abgelehnt - bisher seien solche Vorstöße von den Arbeitgebern gekommen. Hauptkritikpunkt: Von einer vereinbarten ertragsabhängigen "zweiten Stufe" im Tarifvertrag würden nur die Arbeitnehmer in florierenden Unternehmen profitieren.

Dagegen sprach sich der baden-württembergische Bezirksleiter Berthold Huber nachdrücklich für eine Differenzierung aus. "Wir haben in unseren Branchen sehr unterschiedliche Produktivitätsentwicklungen. Selbst von Betrieb zu Betrieb gibt es ein wirtschaftliches Gefälle," erläuterte er in der "Stuttgarter Zeitung". "Daher brauchen wir notwendigerweise ein zweistufiges System, das klar die Teilhabe aller Beschäftigte am Wohlstand dokumentiert."

Auch der Leiter des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, Hasso Düvel, plädierte für eine "unideologische Diskussion" über das Thema.

"Die Ertragslage kleiner und mittlerer Unternehmen unterscheidet sich heute so stark wie nie von der in große Konzernen, etwa in der Automobilindustrie. Dieses Problem muss in dem Sinn geklärt werden, dass der Flächenvertrag stabilisiert wird." Ein Zwei-Stufen-Modell mit einer national vereinbarten Anhebung und einem zweiten, im Betrieb vereinbarten Teil habe sich auch in anderen europäischen Ländern bewährt.

Betriebsräte reagierten großenteils skeptisch auf den Vorstoß. Überwiegend sind sie der Meinung, der Flächentarifvertrag biete genügend Möglichkeiten, variabel auf wirtschaftliche Umstände einzugehen - seien es positive oder negative. Befürworter und Kritiker von variablen Tarifverträgen sind sich aber in einem Punkt einig: Sie wollen den Flächentarifvertrag retten und ihn "zukunftssicher" (Berthold Huber) machen. Die Diskussion über den besten Weg hat in der IG Metall jetzt begonnen.

Aus: direkt Nr. 22/2001 - Der Info-Dienst der IG Metall (für Vertrauensleute und Betriebsräte)

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