Lokales

Großdemonstration der Startbahngegner in Kiel

Ratsmehrheit reagiert mit Arroganz

Auf dem Rathausplatz

Über 3.000 Gegner der Startbahnverlängerung des Flughafens Kiel-Holtenau demonstrierten am Samstag., 10. November 2001 durch die Kieler Innenstadt und protestierten gemeinsam auf einer Kundgebung vor dem Rathausplatz. Die Umlandgemeinden Altenholz, Holtenau, Heikendorf, Laboe, und Neuwittenbek waren sehr stark vertreten, aber auch zahlreiche Kieler Bürger waren anwesend.

Seit Jahrzehnten hat es in Kiel keine derartige stadtteilübergreifende Demonstration dieser Stärke gegeben. Beeindruckend war vor allem das hohe Durchschnittsalter der Demonstrationsteilnehmer. Die Initiatoren der Demonstration, die Bürgervereinigung gegen die Startbahnverlängerung Kiel-Holtenau e.V. war offensichtlich selbst überrascht von der starken Beteiligung. Auf der Kundgebung sprachen neben der Bürgerinitiative auch Vertreter aller Parteien. Die GRÜNEN und der SSW hatten sich im Vorwege bereits einheitlich gegen das Flughafenprojekt geäußert. Obwohl CDU und SPD sich in Kiel mehrheitlich für den Ausbau ausgesprochen hatten, gab es auf der Kundgebung Rednerinnen von CDU (Altenholz) und SPD (Kiel) die den Kampf gegen die Startbahnverlängerung unterstützen.

Flughafen-Logo

Auf der Demonstration wurden u.a. folgende Transparente mitgetragen: "Stop, Stop, Stop der Ausbau ist ein Flopp! Haushalt sanieren statt ruinieren. MVA und Aeroport – setzt sich so die Pleite fort? Mit dem Flughafen prahlen aber Kürzen im Sozialen. Lärm und Kerosingestank machen Mensch und Umwelt krank. Sie sagen Wirtschaft und meinen Charter. Wir machen mobil gegen Großflughafen Kiel".

Aktueller Anlass der Demonstration war die bevorstehende Beschlußfassung der Kieler Ratsversammlung, die ein Planfeststellungsverfahren in Gang zu setzen will, um den Flughafen auszubauen. Die Stadt, die mit 45 % Anteilseignerin der Flughafengesellschaft ist (Land 55%), beabsichtigt die Start-Landebahn zu verlängern, weil angeblich der Geschäftsreiseverkehr dort bald nicht mehr fliegen kann.

Dafür wurde bisher aber trotz einer Unmenge an wohlfeilen Gutachten kein Beweis erbracht. Die Bürgervereinigung konnte hingegen nachgewiesen, dass alle für den Geschäftsreiseverkehr nötigen Propeller-Flugzeugtypen uneingeschränkt auch in Zukunft fliegen können, um alle wichtigen Flughäfen in Europa zu erreichen. Der Flughafen ist bislang nur zum Teil ausgelastet. Für weitere Linien z.B. nach Berlin und Kopenhagen besteht kaum Bedarf. Größere Maschinen (z.B. ATR 72 mit 68 Passagieren) werden Mangels Bedarf gar nicht erst eingesetzt.

Tatsächlich geht es bei der Erweiterung des Flughafens um die Ermöglichung des Charterflugverkehrs. Nur dann würde der Flughafen in die Gewinnzone kommen. Natürlich auf Kosten der Lebensqualität der Kieler Bürger und des Umlandes. Einen Großflughafen mitten in der Stadt - das ist unverantwortlich!

Die Ratsversammlung hat am 15.11.2001 mehrheitlich das Planfeststellungsverfahren für eine Startbahnverlängerung von 1600 bis 1800 Meter gemeinsam mit den Stimmen von CDU, SPD und SUK beschlossen, gegen die Stimmen der GRÜNEN und einer SPD-Abgeordneten.

Die Ratsmehrheit hat damit die Interessen der zahlreich auf der Sitzung protestierenden Bevölkerung mit Füßen getreten.

Allein die Profilierung des Kieler Wirtschaftsstandorts ist für die Politiker von Bedeutung. Norbert Gansel spottete über die Bürger der Umlandgemeinden, die in Kiel arbeiten, aber im Umland ihre Steuern zahlen. Die Schäden, die der Flughafen für die Gesundheit und das Leben der über 100.000 betroffenen Bürger auf Dauer bedeutet, wurde als geringfügiges Opfer heruntergespielt. Immer wieder als Knüppel die angebliche Bedeutung des Kieler Flughafens für die Arbeitsplätze. Und schließlich wurde noch Kiels Profilierung für die Olympiade als Grund erwähnt.

Charter will die SPD angeblich nicht. Der Pauschalreiseverkehr könne "eingegrenzt" werden über eine "Achslastbegrenzung". Alle wissen, dass das ein Hohn ist, denn ist die Startbahn erst mal lang, gibt es Bedienpflicht. Damit "der Euro rollt", werden die Begrenzungen der Wirtschaft aufgehoben. Ausgerechnet Kiel wird sich der Wirtschaft nicht in den Weg stellen.

Die Finanzierung ist für die Politiker kein großes Problem. Schließlich sitzen die gleichen Wirtschaftsinteressenvertreter auch im Land und im Bund. Und die werden bezahlen.

Das geht dann zwangsläufig auf Kosten von Projekten der ärmeren Regionen. In Kiel wird dann weiter im Sozialen gestrichen. Denn der Flughafen wird für Kiel über viele Jahre noch teurer. Ist Kiel dann Pleite, wird alles privatisiert. Und der Steuerzahler hat es finanziert.

Für die Startbahngegner heißt es jetzt: Weitermachen – Eure Interessen sind gerecht und Eure Argumente sind treffend – Gegen die Kieler Arroganz hilft nur Ausdauer! (uws)

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