Neoliberalismus

Zweites Weltsozialforum in Porto Alegre

Event hopping oder auch Gipfeltourismus ist modern, aber auch ein wenig ins Gerede gekommen. Bereits Mitte 2000 kam daher die Idee auf, es einmal anders zu versuchen: Nicht den Herrschenden hinterherreisen, kein Gegengipfel am Rande der offiziellen Ereignisse, wenn sich das Weltwirtschaftsforum im winterlichen Davos trifft, sondern ein internationales Treffen am anderen Ende der Welt, ein offenes und buntes Treffen, eine Werkstatt der Alternativen und Träume.

Gesagt getan: Im Januar 2001 fand im brasilianischen Porto Alegre das erste Weltsozialforum statt. In den kommenden Wochen, vom 31. Januar bis zum 5. Februar wird es seine Fortsetzung finden. 50.000 Menschen aus aller Welt werden zum zweiten Weltsozialforum (WSF) in der südbrasilianischen Hafenstadt erwartet. Vertreter von sozialen Bewegungen, Jugend- und Frauenorganisationen, Gewerkschaften, Lobbyorganisationen für Umwelt- und Entwicklungspolitik, das Bauern-Netzwerk Via Campesina wird wieder dabei sein und viele anderen mehr, die die Ablehnung von Freihandel und neoliberaler Globalisierung eint. Unter anderem werden auch mindestens 2000 Teilnehmer aus dem nahen Argentinien erwartet, auf die sicherlich viele andere gespannt warten werden, um von ihrer Rebellion gegen das Diktat des IWF mehr zu erfahren

Weltherz

Neben dem großen Forum der sozialen Bewegungen, das in Dutzenden Arbeitsgruppen tagen, wird es einen Jugendkongress und ein Forum für Parlamentarier geben. Auch einige "linke" französische Regierungsmitglieder haben sich wieder, wie bereits 2001 angekündigt. Und ebenso wie im letzten Jahr wird das sicherlich für manche hitzige Kontroverse sorgen. 2001 hatten u.a. Vertreter der Sans Papiers, der französischen Migranten ohne Papiere, energisch gegen die Auftritte französischer Minister protestiert.

Porto Alegre wird, wie auch der Bundesstaat Rio Grande do Sul, von der brasilianischen Arbeiterpartei PT regiert, und zwar von deren revolutionärem Flügel. Bereits vor dem ersten WSF war es international unter vielen Linken für seine besondere Haushaltspolitik bekannt. Im Rahmen des sogenannten partizipativen Haushalts wird die Bevölkerung in umfangreiche Debatten über die Ausgaben Politik und damit auch die Stadtentwicklung einbezogen. Seit zwei Jahren wird das Modell auch auf der Ebene des Bundesstaates angewandt.

Inzwischen zeichnet sich bereits ab, dass es auch 2003 wieder ein Weltsozialforum geben wird, und zwar dann vermutlich in Indien. (wop)

Einige Vorbereitungstexte sind bereits in Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch im Internet unter www.portoalegre2002.org zu finden.

Quinos Mafalda, das Maskottchen der Aktionen gegen das Weltwirtschaftsforum, das dieses Jahr erstmalig nicht im schweizer Davos, sondern in New York tagt. Der Gegenkongreß in Zürich findet trotzdem statt, aber auch in New York sind Aktivitäten geplant.
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