Ich begrüße es, dass mein Artikel immerhin zur Kenntnis genommen wurde. Weiterhin begrüße ich, dass SG von seiner damaligen Austrittsbegründung, die "Mehrheit der Redaktion" vertrete pro-imperialistische Positionen, offenbar Abstand genommen hat (es war natürlich Unsinn, das wußte SG am besten, denn wenn er sich selbst mitgezählt hätte, teilten 5 Redaktionsmitglieder seine Anti-Kriegs-Position, nur zwei, darunter ich, vertraten andere und auch nicht identische Positionen, die von SG wahrscheinlich als Fahnenflucht interpretiert wurden). Mittlerweile heisst es nur noch: "BG steht ... mit seinen Positionen nicht allein."
Natürlich aber geschieht dies nicht aus Reue über die verbreitete Unwahrheit, sondern jetzt werden härtere Geschütze aufgefahren. Einerseits wird verlangt, die LinX solle die Diskussionen "organisieren" (wozu sie aber unfähig sei), andererseits soll aber jede vom durch die Leserbriefschreiber festgelegten Mainstream abweichende Meinung durch ebendiese Redaktion wegzensiert werden. Es ginge ja nicht an, dass "Artikel beider Positionen ... vollkommen unvermittelt nebeneinander (stehen)". Insbesondere finden sie es falsch, dass die Redaktion "schweigt", bzw. "beide Positionen ihre Berechtigung haben". Richtig wäre also, wenn nur die eine Position eine Berechtigung hat (anscheinend kommt auch der KBW zweimal in der Geschichte vor, zunächst als Tragödie, heute als Farce...).
Nun weiss ich ja nicht, welchen Sinn eine Diskussion haben soll, deren Ergebnis von vornherein festgelegt wird, noch dazu von außerhalb der LinX-Redaktion, und bei der kontroverse Thesen nicht einmal vorgetragen werden dürfen. Ich fände es aber toll, wenn dieser Rigorismus sich nicht auf eine marginale linke Regionalzeitung beschränken würde, sondern z.B. mal auf die Landesrundfunkanstalten ausgedehnt würde, in denen ja prozentual noch viel mehr "Falsches" (im Sinne von nicht-"pc") gesagt oder auch nur nervtötend gedudelt wird.
Nett wäre es aber, wenn die Leserbriefschreiber nur das wiedergeben, was ich geschrieben habe, und nicht das, was sie hineininterpretieren. So fassen sie meinen Artikel wie folgt zusammen: "BG geht ... noch über die Forderung des 'Krieges gegen den fundamentalistischen Islam' im Namen der angeblich zivilisierten kapitalistischen Weltordnung hinaus, denn er will diese militärische Operation nicht in us-amerikanischen Händen (weil: böser Imperialismus) wissen, sondern lieber in den Händen einer 'multilateralen' Eingreiftruppe, was unter den realen Kräftekonstellationen im imperialistischen Lager nur heissen kann: unter einer europäischen, tendenziell deutschen militärischen Führung."
Zum Ausgleich werden sich anbietende Vorlagen nicht genutzt. So hatte ich die Standhaftigkeit der Islamisten doch bei weitem überschätzt. Andere überschätzten dagegen die Ambitionen zur Sicherung von Rohstoffquellen: Die Pipeline-Theorie ist nun endgültig dahin. Die Verbindung zu den Ölfeldern von Baku wird definitiv nicht gebaut, nicht unter den Taliban, und auch nicht unter dem CIA.
(BG)