KERNspalte

Das französischen Netzwerk für den Atomausstieg (Réseau Sortir du Nucléaire) hat sich am 2. und 3. Februar getroffen, wie das Hannoveraner Atomplenum berichtet. In dem Netzwerk seien 613 Gruppen zusammengeschlossen, die achtzig Vertreterinnen und Vertreter geschickt hatten. Anwesend waren auch Delegationen aus den Niederlanden, der Schweiz, Italien und Deutschland. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Initiativen solle ausgebaut werden. Gemeinsamen Aktivitäten gegen Atommülltransporte hätten im letzten Jahr die Hälfte der Brennelementtransporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield verhindert. Auch in diesem Jahr wolle man eine Rückkehr zur atomaren Routine der Atommüllverschiebung verhindern. An Aktivitäten sind u.a. zwei Widerstandscamps in Bure (Frankreich, 13. bis 20.07.) und Gorleben (21. bis 28.07.) geplant. Weitere Infos: www.atomplenum.de und www.sortirdunucleaire.org.

In den USA sind Anti-Atom-Aktivisten alarmiert, weil die Nuklearindustrie im US-Staat Nevada am Yucca-Berg ein Endlager für abgebrannte Brennstäbe und anderes hochaktives Material aus der Waffenproduktion einrichten will. Das Gelände läge in einer aktiven Erdbebenzone, und nicht unweit von ihm würden sich Vulkane befinden, meinen Gruppen, die letzte Woche zu einer Protestaktion in Washington aufriefen. Langfristig sei nicht auszuschließen, dass radioaktives Material ins Grundwasser gelange. Energieminister Spencer Abraham, der von der Atomindustrie 82.728 US$ für seinen Wahlkampf erhalten haben soll, wollte letzte Woche Präsident Bush einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen. Weitere Infos: www.nirs.org, www.citizen.org/cmep oder www.atomicroadshow.org.

Die neue bürgerliche Regierung in Kopenhagen soll alle öffentliche Unterstützung für erneuerbare Energiequellen eingestellt haben, berichtet der Vizepräsident von EUROSOLAR, Preben Maegaard auf der homepage der russischen Sozial-Ökologischen Union. Zumindest seien im Ende Januar vorgestellten Haushaltsentwurf nahezu sämtliche entsprechenden Mittel gestrichen. Unter anderem seien auch die Pläne für Off-Shore-Stromgewinnung mit Windrädern im großen Stil eingestellt worden.

In den Niederlanden ist der Reaktor in Petten auf Anweisung des Umweltministeriums vorläufig stillgelegt worden. Es soll ein Riss im Inneren des Reaktorbehälters untersucht werden, der bereits seit 1984 bekannt sei. Der Meiler wird für Forschungszwecke und zur Herstellung radioaktiver Isotope für medizinische Anwendungen betrieben.

Im sibirischen Sosnovoborsk haben am 9. Februar 600 Anwohner und auswärtige Umweltschützer für drei Stunden die Schienen der durchgehenden Eisenbahnlinie besetzt. Sie protestierten gegen die Lagerung von Atommüll in Krasnoyarsk-26, einer einst geheimen Militärstadt unweit der sibirischen Millionenstadt gleichen Namens. Die Transporte würden durch Sosnovoborsk fahren, zum Teil in einen Abstand von wenigen hundert Metren an Wohnhäusern vorbei. Die Regierung in Moskau hofft mit dem sibirischen defacto-Endlager — angeblich soll dort Wiederaufarbeitung stattfinden, was unwahrscheinlich, aber auch nicht besser, ist — Devisen einzunehmen, denn seit kurzem ist die Einfuhr von Atommüll legalisiert worden. Gegner des Projektes haben im Regierungsbezirk Krasnoyarsk über 100.000 Unterschriften für ein Volksbegehren gegen den Atommülltourismus gesammelt und Anfang Februar der Wahlkommission übergeben. Die wollte allerdings bloß 40.000 annehmen, da nur 35.000 gültige Unterschriften nötig sind.

Und zu guter letzt mal wieder Temelin: Der böhmische Meiler, auf dem jenseits der Grenze der Kärntner Kryptofaschist derzeit sein chauvinistisches Süppchen kocht, steht mal wieder still. Im nichtnuklearen Kreislauf des ersten Block habe es einen elektronischen Defekt gegeben. Daher scheint fraglich, ob, wie geplant, im April der Testbetrieb in eine einjährige Probezeit übergehen kann. Davon unbeschadet gibt es offensichtlich Gespräche über die Privatisierung der technischen Schimäre (sowjetische Bauart mit westlicher Technik nachgerüstet). Die italienische Enel habe bereits abgewunken, doch RWE, E.on und EDF (Frankreich) seien noch interessiert, berichtet die Frankfurter Rundschau. (wop)

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