Globalisierung

Weltsozialforum in Porto Alegre

Eine Bewegung formiert sich

Mit überwältigendem Erfolg fand Anfang Februar das zweite Weltsozilaforum im brasilianischen Porto Alegre statt. Über 50000 Teilnehmer aus aller Welt waren zusammen gekommen, um auf Einladung brasilianischer sozialer Bewegungen eine Woche lang zu diskutieren und zu feiern. Nur Aisen und Osteuropa waren deutlich unterrepresentiert. Auch aus Deutschland hatten nur wenige soziale Bewegungen, dafür aber zahlreiche Vertreter der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung sowie aus der Szene der traditionellen caritativen Nichtregierungsorganisationen in die südbrasilianische Hafenstadt gefunden. Zu den brasilianischen Veranstaltern gehörte u.a. die Bewegung der Landlosen MST und der Gewerkschaftsdachverband CUT. Auch die kommunalen Behörden sowie die Regierung des Bundeslandes Rio Grande do Sul, in dem Porto Alegre liegt, haben das Forum wie bereits im Vorjahr aktiv unterstützt. Beide werden von der Arbeiterpartei (PT) regiert, die Porto Alegre durch den sogenannten Beteiligungshaushalt weit über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannt gemacht hat. In zahlreichen Bürgerversammlungen auf unterschiedlichen Ebenen wird dort über die Verteilung der städtischen Einnahmen beraten und entschieden.

In mehreren hundert Arbeitsgruppen, Plena und Foren wurde eine breite Themenpalette diskutiert, die von der konkreten Kritik an der klimaschädlcihen Politik der Industrieländer, der Rechte der eingeborenen Völker, dem Kampf um eine erschwingliche Wasserversorgung bis hin zu Frauen- und Gewerkschaftsrechten reichte. Im Mittelpunkt der Kritik der Teilnehmer stand die Freihandelspolitik der Welthandelsorganisation und der geplanten panamerikanischen Freihandelszone FTAA. Auch gegen den NATO-Krieg gegen Afghanistan, sowie gegen das Vorgehen der israelischen Besatzungstruppen in Palästina wurde in zahlreichen Erklärungen und auf den Demonstrationen zum Auftakt und Abschluss Stellung bezogen.

Ministerin mit Torte

Einigen Unmut gab es unter einem Teil der Delegierten und Gäste über die starke Präsenz französischer Regierungsprominenz. Mehrere Minister waren aus Paris angereist, um das Forum als Podium für den Wahlkampf daheim zu nutzen, wo der Einfluss der globalisierungskritischen Bewegung wesentlich größer als in Deutschland ist. Der französischen Ministerin für Jugend wurde mittels einer Torte mitgeteilt, dass sie unerwünscht ist.

Auch das nächste Weltssozialforum im Januar 2003 soll wieder in Porto Alegre abgehalten werden. Vor allem die Spitze von ATTAC Frankreichs hatte sich dafür eingesetzt. In Brasilien war man hingegen eher dafür, das nächste Forum in einem anderen Land stattfinden zu lassen, um mehr Menschen einzubeziehen. Allerdings wird das nächste Weltforum durch kontinentale Veranstaltungen vorbereitet. Das europäische Sozialforum soll im November in Italien abgehalten werden.

Die Idee für das Veranstalten von Weltsozialforen war im Frühjahr 1999 entstanden. Sie sollen ein Gegengewicht gegen das Treffen der Welteliten im Davoser Weltwirtschaftsforum bilden. Seit den frühen 70ern treffen sich in dem Schweizer Alpendorf Manager und Politiker aus aller Welt, um sich in formloser Atmosphäre zu beraten. In den letzten Jahren war das Treffen aber auch zunehmend Anziehungspunkt für die Gegner der neoliberalen Globalisierung, die die Gelegenheit nutzten gegen die führenden Verfechter und Profiteure der Konzernherrschaft zu demonstrieren. In diesem Jahr fand das Weltwirtschaftsforum zum ersten Mal nicht in Davos, sondern in New York statt. Trotz massiver Hetze gegen die Proteste der Globaliserungskritiker und einem massiven Polizeiaufgebot demonstrierten dort bis zu 20.000 Menschen. (wop)

Abschlusserklärung des Weltsozialforums: »... und wir sind da«

Erklärung der sozialen Bewegungen beim 2. Weltsozialforum in Porto Alegre:

Widerstand gegen Neoliberalismus, Militarismus und Krieg. Für Frieden und soziale Gerechtigkeit

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