Beim Deutschen Atomforum gab's was zu feiern: Ein Rekordjahr für den deutschen Atomstrom. 171,3 Mrd. kWh aus "CO2-freien" Kernkraftwerken in 2001, mehr als in jedem anderen Jahr. Noch dazu strahlen 8 der 10 weltweit leistungsfähigsten Atommeiler in Deutschland, und zwar die Top Seven sowie Platz 9, angeführt von Isar-2, Brokdorf und Grohnde. Erstaunlich insbesondere, dass Deutschland mit nur 19 Reaktoren in der Rangliste der Produktionsmenge hinter USA, Frankreich und Japan an 4. Stelle liegt, also vor Grossbritannien und Russland z.B.. Immerhin nahm auch die Produktion von Ökostrom um 1 Prozent zu auf insgesamt 36 Mrd. kWh.
In La Hague sind 12 Castorbehälter des leicht modifizierten Typs HAW 20/28 für den Rücktransport nach Gorleben bereits beladen worden. 2 Behälter reisten am 21. Februar vom AKW Unterweser nach Sellafield. An der Endlagerbaustelle Gorleben setzt das BfS derweil auf "sichtbare Zeichen der Deeskalation": Der Abbau von Wasserwerfern und Natodraht wurde angeordnet. Trotz des Moratoriums bleibt Gorleben aber einbezogen in das Auswahlverfahren für einen geeigneten Endlagerstandort.
Temelin ist nun schon zum 30. Mal abgeschaltet, diesmal für einen ganzen Monat, um fehlerhafte Ventile zu wechseln und eine technische Überprüfung durchzuführen. Sogar die bayerische Landesregierung verlangt nun eine Stilllegung des pannengeschüttelten Atomkraftwerks. Temelin sei "ein Problem mitten in Europa", stellte Umweltminister Schnappauf fest.
Nicht nur Brunsbüttel, auch das ukrainische Khmelnitzky leistete sich ein geborstenes Kühlwasserrohr. Im Unterschied zu Brunsbüttel war das ausgetretene Wasser allerdings radioaktiv, und das Leck wurde am selben Tag noch abgedichtet.
Das Land Hessen verlor seine Klage gegen den BMU wegen der Nachrüstung von Biblis A, die unmittelbar danach begonnen wurde. U.a. soll das Notstandssystem, an dem es immer viel Kritik gegeben hatte, nachgerüstet werden, eine automatische Kühlwasserleck-Überwachung und eine gefilterte Druckentlastung bei Wasserstoffaustritt im Sicherheitsbehälter sollen eingebaut werden für insgesamt 65 Mio. EUR. Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts sind die föderalen Rechte in Atomfragen sehr begrenzt. Folgerichtig verlor auch Bayern seine Klage wegen Mitspracherechts bei der Endlagerung von Atommüll oder einer Änderung des Entsorgungskonzepts. Diese Fragen würden ausschließlich vom Bund entschieden, urteilte das BVerfG. Einen Teilerfolg landeten Umweltschützer in der russischen Region Tscheljabinsk vor dem Obersten Gericht, das den Import von Atommüll aus Ungarn für unzulässig erklärte. Von dieser Entscheidung sind allerdings nicht Transporte zum Zwecke der Wiederaufarbeitung betroffen. Auf gesetzlichem Wege aus der Atomkraft aussteigen will nun auch Belgien, und zwar bis zum Jahr 2025. Die Regierungskoalition legte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor, der eine Gesamtlaufzeit der AKWs von 40 Jahren vorsieht und einen Neubau untersagt.
Die deutsch-französische Koproduktion EPR, der neue Europäische Druckwasserreaktor, bekommt EU-Konkurrenz aus Grossbritannien. Zwei britische Atomkonzerne brachten eine Arbeitsgruppe auf den Weg, die eine neue Generation von Reaktoren zum Ersatz der alten BNFL-Meiler prüfen und planen soll. Dabei handelt es sich um den Typ Westinghouse AP 1000 aus dem Firmenkonsortium der BNFL, die auch Betreiber der bekannt skandalösen WAA in Sellafield ist.
Atombomben sind, anderslautenden Berichten zum Trotz, doch gesundheitsschädlich. Das hat nun eine Studie der US-Regierung herausgefunden, die die Folgen der Atombombenversuche während des Kalten Krieges Mitte des letzten Jahrhunderts untersucht hat. Demnach sei der radioaktive Fallout im Bereich des Bundesstaates Nevada viel größer als angenommen, und mindestens 15.000 Menschen seien daran gestorben, weitere 20.000 an Krebs erkrankt. Obwohl, wie man jetzt aus einem Tonbandmitschnitt erfahren hat, Präsident Nixon seinem Sicherheitsberater Kissinger 1972 den Einsatz einer solchen Bombe in Vietnam vorgeschlagen hat, kam es dann doch nicht mehr dazu. Trotzdem starben dort über 3 Mio. Menschen, darunter 2 Mio. vietnamesische ZivilistInnen und 58.000 GIs. Aus Sicht der Statistik US-amerikanischer Staatsbürger also fast viermal soviele wie bei allen Atombombenversuchen in Nevada. (BG)