Der Vorzeige-Unternehmer ist klamm. An der Hörn ruhte bei Redaktionsschluss die Bautätigkeit, da der Shooting Star der hiesigen "New Economy", Gerhard Schmid, Schwierigkeiten mit seinen Verbindlichkeiten hat(te?). Dem örtlichen Pressemonopol war zu entnehmen, dass die betroffenen Firmen sich Sorgen machen, weil ihre Außenstände die von Schmid hinterlegten Sicherheiten überstiegen. Hektisches Treiben setzte ein. Gespräche im Wirtschaftsministerium, Gerüchte um einen Rückzug der France Telécom und einen Einstieg der Landesbank. Schmids Großaktionär, heißt es, habe daheim Probleme mit einem Schuldenberg von 65 Mrd. Euro und sei daher nicht so begeistert, in den UMTS-Sektor zu investieren. Das wiederum bereitet MobilCom Kopfschmerzen, denn schließlich sind die acht Mrd. Euro für die Lizenz bereits gezahlt und sollen wieder eingespielt werden. Das Problem ist nicht neu. Telekom-Konzerne rund um den Globus haben sich in den letzten Jahren aufgrund hochgesteckten Erwartungen immens, zum Teil hoffnungslos, verschuldet. Unwahrscheinlicher ist hingegen, dass dubiose Aktientransaktionen für die Misere verantwortlich sein sollen, wie ebenfalls kolportiert wird. Mag sein, dass man bei Neureichs in Büdelsdorf nicht immer ganz seriös gewirtschaftet hat, aber das dürfte bestenfalls das i-Tüpfelchen gewesen sein. Das Problem ist eher, dass eine stinknormale Überproduktionskrise die "New Economy" zu packen bekommt.
Und was lernt uns das?, hätte ein griesgrämiger Spitzbart aus dem Saarland bei solcher Gelegenheit gefragt. Dass wir vorderhand - vorausgesetzt in Büdelsdorf spitzt sich die Krise zu - zwei Alternativen haben: Entweder das Dilemma wird mit Staatsknete behoben, indem die Landesbank einspringt oder mittels anderweitiger Konstruktionen, oder dass wir auf dem vielgelobten Filetstück eine prächtige Bauruine bekommen. Wobei man vom rein ästhetischen Standpunkt durchaus darüber streiten kann, was schlimmer wäre. Ließe man das Betongerippe mit Efeu bewachsen, könnte es durchaus netter aussehen, als der Stahl-Plastik-Glas-Klotz, der uns da droht.
Es gäbe natürlich noch eine andere Alternative: Dass nämlich die materiellen Ressourcen nicht länger in der Hand weniger Privatmenschen konzentriert sind, sondern von der Gesellschaft verwaltet werden, die sie schließlich durch ihre Arbeit schafft. Und dass diese Gesellschaft sich in einer Kommune wie Kiel in einem demokratischen Prozess darüber verständigt, wie ein so zentrales Grundstück gestaltet, genutzt und bebaut wird.
Huch! Das wäre ja Kommunismus!
Stimmt. (wop)